Pandemie

Infektionszahlen schnellen auch in Deutschland in die Höhe

Lothar Wieler, Präsident des deutschen Robert-Koch-Instituts. (Im Vordergrund Gesundheitsminister Jens Spahn)
Lothar Wieler, Präsident des deutschen Robert-Koch-Instituts. (Im Vordergrund Gesundheitsminister Jens Spahn)APA/AFP/ODD ANDERSEN
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"Der weitere Verlauf des Winters hängt stark davon ab, was jetzt geschieht“, so der Präsident des deutschen Robert-Koch-Instituts über die Lage in Deutschland. Bei zu wenig Impfungen sei auch eine fünfte Welle möglich, warnt er.

Der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, hat in der Corona-Krise vor der nächsten Welle gewarnt, falls Gegenmaßnahmen nicht schneller umgesetzt werden. "Wenn das Verringern der Kontakte und das Impfen nicht intensiv gelingt, werden wir nach den jetzigen Modellierungen auch noch eine fünfte Welle bekommen", sagte er am Wochenende. Die Sieben-Tage-Inzidenz erreichte am Samstag in Deutschland erneut einen Höchststand.

"Der weitere Verlauf des Winters hängt stark davon ab, was jetzt geschieht", sagte Wieler. "Es muss jetzt rasch dafür gesorgt werden, dass flächendeckend in Deutschland die Kontakte der Menschen eingeschränkt werden." Impfen und 2G reichen seiner Ansicht nach nicht mehr aus. Wieler fordert schon seit Tagen, dass große Feiern, Großveranstaltungen und große Menschenansammlungen in Innenräumen vermieden werden sollten. "In den Bundesländern, in denen die Zahlen jetzt noch niedrig sind, haben wir mit Kontaktbeschränkungen die Chance, die Zahlen auch niedrig zu halten. Dort, wo die Zahlen hoch sind, ist es eigentlich sehr spät, wenn nicht zu spät", sagte der RKI-Präsident.

„Ganz Deutschland ist ein einziger großer Ausbruch“

RKI-Chef Wieler spricht auch im Gespräch mit der „Presse“ über die deutsche Coronapolitik und die neue Debatte über eine Impfpflicht und Lockdowns, die Österreichs Regierung angestoßen hat.

Verschärfungen in Bayern und Sachsen

Besonders harte kurzfristige Gegenmaßnahmen hatten die stark betroffenen Bundesländer Sachsen und Bayern am Freitag angekündigt. In Sachsen sollen von Montag an für drei Wochen weite Teile des öffentlichen Lebens eingeschränkt werden. Geschlossen werden Kultur-und Freizeiteinrichtungen, Bars, Clubs und Diskotheken. Weihnachtsmärkte und touristischen Übernachtungen sind nicht mehr erlaubt, und Restaurants bekommen begrenzte Öffnungszeiten.

In Bayern sollen ab Mittwoch für Ungeimpfte strikte Kontaktbeschränkungen gelten. Clubs, Diskotheken und Bars müssen für die nächsten drei Wochen schließen, Weihnachtsmärkte soll es nicht geben. Bei Kultur- und Sportveranstaltungen wird die Zuschauerzahl deutlich begrenzt. In extremen Hotspots werden zudem weite Teile des öffentlichen Lebens heruntergefahren.

Verschärfungen auch in anderen Bundesländern?

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach rechnet mit ähnlichen Schritten auch in anderen Bundesländern. "Wir sind in eine so schwierige Lage gekommen, dass es auch in anderen Bundesländern - zumindest in Teilen anderer Bundesländer - so hohe Fallzahlen geben wird, auch Hospitalisierungen geben wird, dass wir dort auch also lokal Dinge schließen müssen", sagte er am Samstag im Deutschlandfunk.

Dem Portal "t-online" sagte er: "Ich hoffe wirklich, dass wir ähnlich drastische Maßnahmen wie in Österreich noch verhindern können. Aber das heißt eben auch: Wir müssen jetzt wirklich richtig Ernst machen. Anders wird es uns nicht gelingen."

Das Robert Koch-Institut (RKI) gab die Zahl der Neuinfektionen pro 100:000 Einwohner und Woche am Samstagmorgen mit 362,2 an. Am Vortag hatte der Wert bei 340,7 gelegen, vor einer Woche bei 277,4. Binnen eines Tages wurden 63.924 Corona-Neuinfektionen gemeldet und 248 Todesfälle. Vor genau einer Woche waren es 45.081 Ansteckungen und 228 Todesfälle.

(APA/dpa)

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