Rudolf Edlinger: "Salzburg ist nicht meine Welt"

Rudolf Edlinger
Rudolf Edlinger(c) GEPA pictures (Gepa Pictures/ Marie Rambauske)
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Rapid-Präsident Rudolf Edlinger spricht im "Presse am Sonntag"-Interview über leere Vereinskassen, ein zu kleines Hanappistadion und verrät, warum er am Sonntag nicht in der Red-Bull-Arena ist.

Wie würden Sie das bisherige Abschneiden von Rapid in dieser Saison bezeichnen? Als Flop oder einfach nur als bescheiden?

Rudolf Edlinger: Die Meisterschaft würde ich als durchwachsen bezeichnen. Man darf aber unsere Leistungen gegen Aston Villa nicht vergessen. Und unsere Siege gegen Sturm Graz und Salzburg. Gegen vermeintlich Schwächere tun wir uns schwer. Ich will das nicht als Ausrede gelten lassen, aber mit Verletzungen haben wir schon ein Pech. Zuerst hat es Ragnvald Soma erwischt, dann Steffen Hofmann und Vennegoor of Hesselink. Die Schiedsrichter sind auch nicht so gut zu uns.

Mit Steffen Hofmann fehlt nun das Herz der Mannschaft. Er wirkt ausgemergelt. Hat ihm Rapid zu viel zugemutet?

Er ist ein besonderer Spieler. Er schleppt seit Wochen Entzündungen mit sich herum, das ist nicht gut. Zuerst das Schambein, jetzt die Adduktoren. Die Frage ist: Was ist die Ursache dafür? Die Ärzte wissen es nicht. Noch nicht. Jetzt muss die Bremse angezogen werden, damit er nicht Gefahr läuft, sich noch schwerer zu verletzen. Das Risiko ist zu groß, darum gönnen wir ihm jetzt eine Pause. Die wird so lange dauern, wie Steffen Hofmann eben braucht.

Betrachten Sie das Spiel am Sonntag in Salzburg als richtungsweisend?

Also die Meisterschaft dauert ja noch eine ganze Weile. Der Abstand zur Spitze ist nicht so groß, dass das unaufholbar ist. Wir sind die einzige Mannschaft in Österreich, die noch in allen drei Bewerben (Bundesliga, Cup, Europa League) im Einsatz ist. Rapid absolviert daher die meisten Spiele, das kann man nicht wegdiskutieren. Wenn Salzburg uns schlagen sollte, dann sind sie auch noch nicht Meister. Und wir auch noch nicht chancenlos.

Die sogenannten Kleinen begehren kräftig auf. Was ist da los?

Das macht die Liga auf jeden Fall interessant. Die Außenseiter machen andere Defizite mit körperlichem Einsatz wett. Das funktioniert offenbar recht gut. Auch wir haben ein Problem damit. Derzeit scheint es so, als ob jeder jeden schlagen kann.

Sie treten am 16. November bei der Ordentlichen Hauptversammlung des SK Rapid zur Wiederwahl als Präsident an. Mit welchen Visionen?

Wir werden über die vergangenen drei Jahre Bericht geben. Es gibt auf allen Ebenen Verbesserungsvorschläge. Auch die Situation der Akademie ist unbefriedigend. Die Jugend geht in Ottakring in die Schule, trainiert allerdings in der Südstadt. Ich hoffe da auf eine Lösung mit einem Grundstück der Bundesbahnen.

Wollten Sie nicht eigentlich nach dieser Periode aufhören?

Ich wollte eigentlich schon als Präsident aufhören, habe das aber immer von meinem Gesundheitszustand abhängig gemacht. Ich fühle mich gut, Präsidium und Vorstand wollen, dass ich weitermache. Auch die Fans wollen das. Also hänge ich noch drei Jahre an. Aber dann ist Schluss. Dann sitze ich auf der VIP-Tribüne und schimpfe...

Wie sieht es finanziell bei Rapid aus? Alles im grünen Bereich?

Ich bin seit neun Jahren Präsident. Und als Finanzminister war es nicht so schwer wie als Fußballpräsident. Wir haben einen positiven Saldo. In einem Jahr ohne Europacup und aktive Spielertransfers geht sich das dann nicht aus. Aber wir sind keine Sparefrohs, wir haften ja auch dafür. Wenn wir weniger Einnahmen haben, müssen wir das Budget kürzen. Und dann müsste ich bei der Mannschaft sparen. Das wollen wir aber nicht. Wir haben ein Budget in der Höhe von 16 Millionen Euro. Man muss zur Kenntnis nehmen, dass wir in Österreich kleinere Brötchen backen müssen. In der Vergangenheit sind schon genug Klubs in Konkurs oder Ausgleich gegangen. Auch Traditionsklubs.

Von einem größeren Stadion kann man demnach in Hütteldorf nur träumen?

Fakt ist, wir platzen aus allen Nähten. Wir sind an unsere Grenzen gestoßen. Pläne gibt es jede Menge; aber was ist realistisch? Wie kann das finanziert werden? Wir reden hier von einer Summe zwischen 50 und 70Millionen Euro. Es wäre in Zeiten wie diesen ein bisserl frivol, einfach von der Stadt Wien ein neues Stadion zu verlangen. Jetzt zahlen wir jedenfalls im Jahr über 600.000 Euro Miete.

Überrascht Sie, dass die Fans trotz durchwachsener Leistungen immer noch in Strömen ins Hanappistadion kommen?

Nein, überhaupt nicht. Wir sind ein Verein der Mitglieder, ein Verein der Fans. Andere haben Zuschauer, wir haben Fans. Wir leben mit ihnen – und wir leiden mit ihnen. Unsere Fans sind Teil des Vereins. Und wir machen auch viel für unsere Fans.

Wird im Frühjahr Geld da sein, um die Mannschaft zu verstärken?

Ich will das jetzt nicht präjudizieren. Ich will zum jetzigen Zeitpunkt keine Spekulationen. Der Ist-Zustand ist, dass wir eine gute Mannschaft haben. Ich bin optimistisch. Ich glaube daran, dass wir auch in der kommenden Saison international spielen.

Mit Peter Pacult als Trainer?

Pacult hat zu mir gesagt, dass er seinen Vertrag bis Sommer 2012 bei Rapid erfüllen wird. Das Angebot von Köln hat er mir gegenüber als Zeitungsente bezeichnet.

Bereuen Sie den Verkauf von Nikica Jelavić? Hätte man den Vertrag mit Branko Bošković verlängern sollen?

Andere Vereine haben auch Spieler verloren, einige sogar mehr als wir. Betroffen gemacht hat mich nur die Art und Weise, wie uns Jelavić verlassen hat. Jemanden zu zwingen zu bleiben, das ist aber sinnlos. So etwas kann leider wieder passieren.

Was machen Sie am Sonntag?

Vor dem Fernseher sitzen und meiner Mannschaft die Daumen drücken. Es ist bekannt, dass ich zu Auswärtsspielen in Salzburg nicht fahre. Das ist dort nicht so ganz meine Welt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.10.2010)

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