Tödliche Kollision

Kaiseradler geriet in Windrad und starb

Niederösterreich: Kaiseradler geriet im Weinviertel in Windrad und starb
Niederösterreich: Kaiseradler geriet im Weinviertel in Windrad und starb(c) APA/MATTHIAS SCHMIDT (MATTHIAS SCHMIDT)
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Laut der Vogelschutzorganisation BirdLife war der tödliche Unfall die "weltweit erste im Detail dokumentierte Kollision" mit einer Windkraftanlage. Birdlife fordert eine stärkere Berücksichtigung gefährdeter Arten beim Ausbau erneuerbarer Energien.

Ein Kaiseradler ist kürzlich in eine Windkraftanlage im Weinviertel geraten. Das Tier wurde von einem Rotorblatt erwischt, sein rechter Flügel abgetrennt. Der Vogel stürzte ab und starb. Laut BirdLife Österreich handelt es sich um die "weltweit erste im Detail (mit einem Sender, Anm.) dokumentierte Kollision eines Adlers mit einer Windkraftanlage". Die Vogelschutzorganisation forderte am Montag die stärkere Berücksichtigung gefährdeter Arten beim Ausbau erneuerbarer Energien.

Der Adler namens "Johannes" war im Nordburgenland aufgewachsen und hatte dort Ende Juni 2021 von der Vogelschutzorganisation einen Satellitensender erhalten. Nach kleineren Ausflügen in der Umgebung des elterlichen Nestes brach er laut Aussendung Anfang Oktober zu seiner ersten größeren Reise auf, die ihn für einige Tage bis in die Gegend von Dukovany in Tschechien führte. Am 12. Oktober ging es wieder Richtung Heimat, von Laa an der Thaya 55 Kilometer nach Südsüdwesten. Dabei flog das Jungtier in eine Windkraftanlage im östlichen Weinviertel. Der Vogel wurde rund um die Uhr beobachtet und seine letzte Reise konnte vollständig nachvollzogen werden.

Zweithäufigste Todesursache

Vier Kaiseradler kamen in den vergangenen beiden Jahren den Angaben zufolge bei Kollisionen mit Windkraftanlagen ums Leben. Insgesamt seien hierzulande sieben Fälle bekannt. "Das entspricht mehr als einem Fünftel aller tot aufgefundenen Kaiseradler in Österreich und ist somit die zweithäufigste dokumentierte Todesursache", teilte BirdLife Österreich mit. Etwa ein Drittel aller hierzulande leblos entdeckten Tiere der gefährdeten Art sei Opfer von vorsätzlicher Jagd oder Gifteinsatz.

"Wenn auch zur Bewältigung der Klimakrise der Ausbau der erneuerbaren Energie ein entscheidender Teil der Lösung ist, so sollte dies nicht auf zu hohen Kosten der Biodiversität erfolgen", betonte Matthias Schmidt, Greifvogelexperte bei BirdLife Österreich. Die Auswirkung der Windkraftnutzung auf die Vogelwelt werde oft unterschätzt: "Die Windkraftnutzung betrifft einige, oft naturschutzfachlich sehr sensible Arten überproportional stark und kann für deren Schutz ein ernst zunehmendes Problem darstellen, wie etwa für den Kaiseradler mit seiner sehr filigranen Population von nur 30 Brutpaaren."

Es sei wichtig, beim zukünftigen Ausbau der Windparkanlagen die Biodiversität und die Vogelwelt im Speziellen zu berücksichtigen. "Bestehende Zonierungen inklusive deren Ausschlusszonen müssen für die Windkraft aufrecht bleiben. Für neue Standorte braucht es fundierte Erhebungen, die eine seriöse Beurteilung zulassen und unabhängig durchgeführt werden." Um einheitliche Standards in Bewilligungsverfahren zu fördern, hat BirdLife Österreich einen Leitfaden zur naturgerechten Planung von Windkraftanlagen erarbeitet. Jetzt sieht die Organisation Behörden und Betreiber am Zug.

(APA)

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