Greenpeace

Immer mehr Wegwerfmode, etwas weniger Chemie

Grüne Mode
Grüne Mode(c) imago images/Fotoarena (Roberto Casimiro via www.imago-images.de)
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„Fast Fashion“ enthält jetzt weniger Chemie, ist aber immer noch ein großes Umweltproblem. Das zeigt eine Studie von Greenpeace.

Die Modebranche ist einer der Faktoren, die der Umwelt am stärksten zusetzt. Allerdings gibt es Verbesserungen - das belegt ein Report, den die Umweltorganisation Greenpeace am Dienstag veröffentlicht. Die Textilien verursachen im gesamten Produktionsprozess weniger Chemikalien, haben aber nach wie vor Probleme mit Schwermetallen. Außerdem ist die schiere Menge der Modeartikel ein Problem für sich. Allerdings ist der Teilerfolg für Greenpeace kein Grund, die Aktivitäten ruhen zu lassen.

2011 hat die Organisation weltweit die Kampagne „Detox my Fashion“ gestartet. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte die Branche die Umweltverträglichkeit in sehr engem Rahmen definiert. indem für die Konsumentinnen sichergestellt wurde, dass in den Produkten Chemikalien nur in ungefährlicher Konzentration vorhanden seien.

Die Umweltschützer traten zum Start der Kampagne vor zehn Jahren mit der Forderung an, dass die gesamte Produktionskette zu betrachten sei. Und damit auch gewährleistet werden müsse, dass die Beschäftigten sicher arbeiten können und – unter anderem – die Belastung der Abwässer reduziert werde.

Problematische Schwermetalle

Die 29 größten Textilkonzerne (unter ihnen etwa Benetton, H&M oder Esprit) haben sich nach drei Jahre dauernder Kampagne 2014 bereit erklärt mitzumachen – konkret also, den Chemikalien-Einsatz zurückzufahren. In einem ersten Report haben die Umweltschützer 2018 eine Zwischenbilanz gezogen, dem jetzt eine weitere folgt.

Sie bestätigt den Trend, der sich abgezeichnet hat: Die 29 Konzerne steigen sukzessive aus dem Einsatz von elf Chemikalien aus, die als besonders problematisch eingestuft werden. In einigen Unternehmen ist dies bereits zur Gänze geschehen. Auch im Produktdesign gibt es erste, kleine Änderungen, wodurch die Belastung sinkt. Beim Chemie-Phase Out bleibt jedoch unklar, ob die gefährlichen Chemikalien durch andere Substanzen ersetzt worden sind und wenn ja, durch welche.

Problematischer sind dagegen Schwermetalle, die nach wie vor in den Abwässern nachgewiesen werden. „Sie werden manchmal in Plastik-Beschichtungen hinzugefügt,“ erläutert Lisa Panhuber, Konsumenten-Sprecherin von Greenpeace Zentral- und Osteuropa. „Chromverbindungen werden eingesetzt, um Wasch- und Lichtechtheit von Farben zu garantieren. Auch beim Gerben von Leder wird Chrom verwendet.“

Der Check, den Greenpeace nun durchgeführt hat, basiert auf allen Daten, die öffentlich verfügbar waren. Die 29 Konzerne haben zwar eine Homepage inklusive einer Weltkarte ins Netz gestellt, allerdings sind die dahinterliegenden Daten öffentlich nicht zugänglich. Man erfährt lediglich, welche Fabriken im grünen Bereich arbeiten und welche nicht. Die Transparenz ist also nur teilweise gegeben.

Die 29 Konzerne decken jedoch lediglich etwa ein Achtel des Weltmarktes ab. Die große Mehrheit, die an „Detox my Fashion“ nicht mitmacht, verteilt sich auf Hunderte Unternehmen, zum Teil auch auf Weltmarken. Deshalb ziehen die Autorinnen des am Dienstag veröffentlichten Greenpeace-Berichts daraus die Konsequenz, dass „die Möglichkeiten der freiwilligen Selbstverpflichtungs-Erklärungen erreicht“ sei. Klare gesetzliche Vorschriften, wie etwa ein Lieferkettengesetz, seien notwendig.

„Mode für den Müll"

Nur auf Schadstoff-Management zu setzen sei allerdings bei weitem zu kurz gegriffen. Es ist die schiere Menge, die Probleme macht. Zwischen 2002 und 2015 hat sich die Umsatzsumme der Branche auf 1,8 Billionen US-Dollar beinahe verdoppelt und bis 2025 wird mit einer Steigerung auf 2,1 Billionen gerechnet. Die Bekleidungsindustrie ist für mehr Treibhausgase verantwortlich als Flugverkehr und Schifffahrt zusammen. Statistisch werden in der EU pro Kopf und Jahr elf Kilogramm Textilien weggeworfen. Es wird jetzt um 60 Prozent mehr Kleidung gekauft als vor 15 Jahren, während sich deren Nutzungszeit aber halbiert habe.

Vor diesem Hintergrund fordert die Umweltorganisation eine radikale Umkehr der Branche:

  • Langlebigkeit statt Wegwerfartikel,
  • Reparierbarkeit,
  • Rücknahmesysteme und
  • ein funktionierendes Recycling-System.

“Die Fast-Fashion-Industrie produziert Mode für den Müll. Besonders kurz vor dem Black Friday locken die Konzerne mit absurden Rabatten und massiven Werbekampagnen zu Impulskäufen. Getragen wird die Kleidung danach oft nur selten oder sogar gar nicht”, sagt Lisa Panhuber. „Rund 200 Milliarden Stück Kleidung wurden im Jahr 2020 hergestellt - also rund doppelt so viel wie im Jahr 2014. Verkauft wurden 2020 hingegen lediglich 160 Milliarden Stück. Jede Sekunde wird eine ganze Lkw-Ladung Kleidung verbrannt oder auf die Deponie geworfen, um Platz für neue Ware zu schaffen. Trotzdem setzen die Konzerne weiter auf Wegwerfmode. Angebote zum Reparieren, Upcyceln oder Weiterverkaufen muss man bei den untersuchten Unternehmen mit der Lupe suchen.“

>> Detox-Weltkarte

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