Kolumne. Ein Studentenheim mit instabilem Internetzugang. Nicht, dass heutzutage jemand WiFi brauchen würde.
“Warum haben Sie die Aufgabe nicht rechtzeitig abgegeben?”, fragt der Professor.
“Mein WiFi war down”, sagt der Student, ehrlich zerknirscht. Die Aufgabe war fertig gewesen. Allein, er konnte sie nicht versenden. Weil das Internet in seinem Studentenheim-Zimmer mal wieder nicht funktioniert hatte.
Beim letzten Mal war der Professor gnädig gewesen. Heute ist er schlecht aufgelegt: “Früher hieß es ,Der Hund hat meine Hausübung gefressen.' Das habe ich schon damals nicht geglaubt. Die Ausrede mit dem WiFi glaube ich Ihnen auch nicht. Nicht genügend.”
Ein Zimmer weiter wartet ein anderer Student auf einen WhatsApp-Anruf aus Singapur. Dorthin hat er sich beworben. Der Anruf kommt weit nach Mitternacht. Leider, nachts ist das Internet im ganzen Haus abgestellt. Der Student muss normal telefonieren, zum Ferntarif. Zwei Stunden lang.
Ein dritter Student vermisst Siri, die einzige Frauenstimme im ganzen Haus. Er beschwert sich bei der Verwaltung über das unzuverlässige Internet. “Das Problem haben nur Sie”, speist man ihn ab. Und dass für das Internet der Provider zuständig sei. Sogar den ruft der Student an, er schiebt es auf die Leitungen im Haus. Der Student gibt auf.
Was er noch hätte machen können: Sein Zimmer verlassen und sich mit seinen Kollegen zusammentun. Gemeisam und mit geballter Power Verbesserung verlangen. Mit Auszug drohen. Den Worten Taten folgen lassen.
So aber sitzt er allein in seinem Zimmer und vermisst Siri.
Diese Kolumne startete im Jänner 2015 mit dem Anspruch, die lustigen, traurigen, zum Kopfschütteln anregenden, manchmal tragischen Varianten von Führungsfehlern abzubilden. Die finden sich überall: im gigantischen Konzern wie in der Kleinfamilie.
Wenn Sie einen Führungsfehler loswerden wollen, schreiben Sie an: andrea.lehky@diepresse.com
Ähnlichkeiten mit realen Personen und Organisationen sind zufällig und nicht beabsichtigt.