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Distance Learning ab zweitem Infektionsfall in der Klasse

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Die Regelung muss noch mit den Ländern abgestimmt werden und soll spätestens ab Montag in Kraft treten. Bei einem Fall in der Klasse sollen die anderen Schüler fünf Tage lang täglich testen.

Klassen sollen künftig bundesweit ab dem zweiten Corona-Infektionsfall für mindestens fünf Tage ins Distance Learning geschickt werden. Darauf haben sich Bildungs- und Gesundheitsministerium verständigt. Allerdings muss dies auch noch mit den Ländern akkordiert werden. Die Regelung soll spätestens am kommenden Montag in Kraft treten, präzisierte Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) dann am Abend im ORF-"Report". Die hohen Inzidenzen bei den schulpflichtigen Kindern hält er demnach auch für eine Folge der zahlreichen Tests.

Tritt die Regel tatsächlich in Kraft, würden Schulen bzw. Schulbehörden de facto Teile der Aufgaben der Gesundheitsbehörden in diesem Bereich übernehmen. In den vergangenen Wochen hatten vor allem Lehrervertreter und Direktoren wiederholt beklagt, dass vor allem in Salzburg und Oberösterreich immer wieder Schüler trotz Kontakts mit infizierten Klassenkameraden nicht oder erst verspätet abgesondert wurden und weiter den Unterricht besuchten. Zuletzt forderten sie deshalb, die Entscheidung über eine Quarantäne selbst treffen zu dürfen und erst im Nachhinein durch die Gesundheitsbehörde absegnen zu lassen.

Bei einem Fall: Fünf Tage lang tägliche Tests

Bisher lief das Nachhauseschicken der Kinder über die jeweiligen Quarantäne - bzw. Kontaktpersonenregeln, die von den Gesundheitsbehörden der Länder verhängt wurden. Diese hätten eigentlich nach ähnlichen Direktiven vorgehen sollen - also Quarantäne ab mehreren Fällen in einer Klasse. Da das Contact Tracing in mehreren Bundesländern aber de facto zusammengebrochen ist, wurde dies oft nicht eingehalten. Salzburg etwa schickte ab Anfang November nur infizierte Kinder nachhause.

Künftig soll die Regel lauten: Sollte in einer Klasse ein Infektionsfall auftreten, muss nur das betroffene Kind daheimbleiben. Für alle anderen Kinder läuft der Unterricht weiter, sie müssen aber fünf Tage lang täglich testen.

Ab dem zweiten Fall: Distance Learning

Ab dem zweiten Fall in der Klasse wechselt die gesamte Klasse nach Rücksprache mit der jeweiligen Bildungsdirektion ins Distance Learning. Dort verbleiben die Kinder in der Regel für fünf Tage. Anschließend muss ein Test absolviert werden - wenn möglich ein PCR-Test. Dann können die (negativen) Kinder wieder zurück in den Präsenzunterricht.

Bisher schickten die Gesundheitsbehörden die Kinder also in Quarantäne (oder auch nicht), wodurch sich bei entsprechenden Fallzahlen in einer Klasse Distance Learning ergeben konnte. Künftig soll die Schule in Absprache mit der Bildungsbehörde direkt das Distance Learning verordnen können. Die Maßnahme muss noch mit den Ländern abgestimmt werden, betonte man im Gesundheitsministerium.

"Das ist eine vorsichtige Maßnahme, die der aktuellen Infektionslage angepasst ist, um weitere Ausbreitungen in der Klasse zu verhindern", erklärte Faßmann tagsüber in einer Stellungnahme. "Die Schule übernimmt hier einmal mehr die Aufgabe der Gesundheitsbehörden, die diese derzeit nicht wahrnehmen."

Schularbeiten? Faßmann betont Schulautonomie

Zu der Frage der Schularbeiten während des Lockdowns ergänzte Faßmann am Abend im ORF, dies sollte schulautonom gelöst werden: "Das sollte man zur Erörterung in der Klasse machen. Die Vorstellung, dass zentralistisch alles geordnet werden könnte, die funktioniert nicht."

Gerüchten, er habe in den Verhandlungen zur Schulfrage sogar mit seinem Rücktritt gedroht, sollte er sich mit seiner Forderung nach offenen Schulen nicht durchsetzen, wies Faßmann zurück: "Das habe ich auch nur aus dem Medien erfahren", sagte er. "Aber es ist richtig, mir ist offene Schule wichtig - weil wenn nicht, benachteiligen wir bildungsferne Haushalte" - und man übersehe "enorme psychische Probleme".

Auf die Frage, ab welcher Inzidenz er doch für geschlossene Schulen eintreten würde, wollte sich der Ressortchef nicht einlassen. "Unsere aktuellsten Zahlen geben mir Anlass zum Optimismus", sagte er mit Verweis auf die (im Tagesvergleich) gesunkenen Neuinfektionen.

(APA)

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