Die Debatte um die Schulen spitzt sich weiter zu. Sollten auch sie in einen Lockdown gehen? Oder müssen sie offen bleiben? Und: Welche persönlichen Erfahrungen haben Sie in diesem Schuljahr gemacht? Diskutieren Sie mit!
Sollten die Schulen schließen? Ja, meinten zumindest Anfang der Woche zahlreiche Schülervertreterinnen und Schülervertreter, Eltern, Lehrerinnen und Lehrer, Expertinnen und Experten und Experten in einem offenen Brief an die Regierung. Ihre Argumente: Die Inzidenz bei 5-14-Jährigen ist doppelt so hoch wie im Österreich-Durchschnitt (auch hier auf der Grafik zu sehen) - „und auch auf den Intensivstationen liegen zunehmend Kinder und Jugendliche.“ Sie fordern einen zweiwöchigen Schul-Lockdown mit Sonderbetreuungszeit für alle Eltern, die das benötigen.
Sie sind damit nicht allein, auch Politiker sprechen sich dafür aus, zum Beispiel der Linzer Bürgermeisters Klaus Luger (SPÖ), der am Mittwoch „sofortige Schulschließungen.“ forderte. Auch Salzburgs Landeschef Wilfried Haslauer (ÖVP) sieht „keine andere Möglichkeit“ als geschlossene Schulen in Salzburg und Oberösterreich.
Es sind sicher nicht die Schüler, die sich zusammenreißen müssen.
Friederike Leibl
Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) sprach sich stets gegen geschlossene Schulen aus. Der Kompromiss: Seit Anfang der Woche gibt es keine verpflichtende Anwesenheit mehr. Die Entscheidung, ob sie ihr Kind daheim lassen, obliegt den Eltern. Laut Faßmann sollen die sich drei Fragen stellen: „Erstens, wie sieht es mit der Erwerbstätigkeit aus? Zweitens, was ist das Beste für mein Kind? Kann es daheim gut lernen? Drittens, leben wir in einem Hochinzidenzgebiet?“ Hört man wiederum auf Kanzler Alexander Schallenberg (ÖVP), klingt das etwas anders: „Es gibt den gemeinsamen Appell von Bundesregierung und Landeshauptleuten, dort, wo möglich, die Schüler zu Hause zu lassen.“
Friederike Leibl fasst das alles in einem Leitartikel so zusammen: „Unentschlossener und widersprüchlicher könnte dieser Zustand nicht sein.“ Sie appelliert an die Regierung, klare Regeln zu schaffen und meint: „Es sind sicher nicht die Schüler, die sich zusammenreißen müssen."
In den Leser-Kommentaren unter dem Text finden sich unterschiedliche Meinungen: Während die einen Faßmanns Regeln durchaus einiges abgewinnen können, hätten sich andere zumindest ein Distance Learning für die Oberstufe (ähnlich wie bei den Universitäten) gewünscht.
Übrigens: Künftig soll die Schule ab einem zweiten Infektionsfall in der Klasse in Absprache mit der Bildungsbehörde direkt das Distance Learning verordnen können. Denn beim Thema Quarantäne gab es zuletzt offenbar öfter Probleme, genauso wie bei der Kontaktverfolgung.
Während die Debatte um die Schulen weiter zuspitzt, dürfte sich die Lage zumindest hinsichtlich der Neuinfektionen allmählich entspannen. Die Lage in den Spitälern spitzt sich allerdings zu. Ein Argument, warum die Schulen in dieser Situation dennoch offen bleiben sollten, liefert Komplexitätsforscher Peter Klimek im Gespräch mit Köksal Baltaci: „Schulen verstärken die Dynamik der Infektionen nicht maßgeblich, sondern spiegeln das Infektionsgeschehen in der Gesamtbevölkerung wider“. Dort würde nämlich regelmäßig getestet. Außerdem weist er auf die hohen Belastungen für Kinder und Familien bei Schulschließungen hin.
Diskutieren Sie mit: Sollten die Schulen auch in einen Lockdown gehen? Hat die Regierung hier richtig entschieden? Und: Welche persönlichen Erfahrungen haben Sie in diesem Schuljahr gemacht?