Nominell stand den Entscheidungsträgern des illustren sommerlichen Hochkultur-Laufstegs immer ein Präsident vor. Das Amt übernahmen zuweilen prominente Künstler, manchmal auch blasse Manager – bis zuletzt ein durchschlagskräftiges Multitalent Wege wies.
Der prominenteste Präsident, den die Salzburger Festspiele je hatten, war gewiss Richard Strauss. Als einer der Gründerväter des Festivals nahm er die Position eher widerwillig ein. Aber einer musste sie ja nach dem Abgang des Kurzzeit-Präsidenten Alexander von Thurn und Taxis (1920–1922) übernehmen. Der Anfang war steinig: Zwar konnte Reinhardt den „Jedermann“ auf dem Domplatz spielen – die Erlaubnis dafür in der katholischen Bischofsstadt zu bekommen, war ein Kapitel für sich –, aber damit war der Festspiel-Gedanke fürs Erste auch schon wieder zu Ende gedacht.
Ein Festspielhaus musste her, das war recht bald klar. Aber da war guter Rat teuer – sehr teuer. Spendenaufrufe waren die Folge. Die Vorstellungen der Jahre 1921 und 1922 trugen allesamt den Stempel von Ersatzvornahmen. Selbst die ersten Opernvorstellungen – unter Strauss' Leitung – fanden als Staatsopern-Gastspiele im Landestheater nur notdürftig Quartier. 1923 waren die Salzburger Festspiele eigentlich nur noch eine Privatveranstaltung Reinhardts. 1924 fielen sie überhaupt aus. Und dass 1925 das (alte) Festspielhaus eröffnet werden konnte, war nicht zuletzt dem Engagement von Strauss' Nachfolger im Amt des Präsidenten zu verdanken: dem nachmaligen Salzburger Bürgermeister Richard Hildmann, der im Verein mit Landeshauptmann Franz Rehrl alle politischen Hindernisse für die Festspiele aus dem Weg zu räumen wusste. Das war keine Kleinigkeit, denn die Salzburger selbst empfanden die sommerliche Kulturinitiative mehrheitlich als entbehrlich.