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Worauf bei der Rabattschlacht am Black Friday zu achten ist

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Für die einen ist es die perfekte Rabattschlacht vor Weihnachten, für die anderen das Symbol des Konsumwahnsinns. Vor allem aber kann die Schnäppchenjagd teuer werden.

Bereits zum zweiten Mal findet die Rabattschlacht
rund um den Black Friday in Österreich coronabedingt nur im Internet
statt. Sonderangebote sollen die Kauflust der Kunden anstacheln.
Untersuchungen zeigen aber, dass die Preisnachlässe nicht so hoch
sind wie gedacht. Konsumentenschützer warnen vor Fallen und
Fake-Shops, NGOs kritisieren Textilmüllberge und schlechte
Arbeitsbedingungen in vielen Produktionsstätten im Globalen Süden.

Woher kommt der Black Friday?

Die stationären Händler in Österreich können im Schnitt weniger
als ein Drittel ihrer lockdownbedingten Verluste durch Click &
Collect (online/telefonisch bestellen, vor Ort abholen) oder
Webshop-Angebote wettmachen, schätzt der Handelsverband. Ein
Großteil der geplanten Ausgaben werde sicher aber auf den
internationalen Onlinehandel rund um Amazon & Co verschieben, ein
kleinerer Teil werde gar nicht realisiert werden. Die
Interessenvertretung schätzt, dass die Österreicher und
Österreicherinnen rund 440 Millionen Euro rund um den Black Friday und
Cyber Monday ausgeben werden. Vor allem bei jungen Konsumenten sind
die beiden Sondereinkaufstage beliebt.Wie könnte es anders sein: Der Black Friday stammt aus den USA, es ist der Freitag nach Thanksgiving, das stets auf den vierten Donnerstag im November fällt. Das Wochenende nach dem Erntedankfest gilt in den Vereinigten
Staaten als Startschuss für das Weihnachtsgeschäft. Der Onlinehandel zieht mit dem Cyber Monday nach. Zunehmend schwappte die Rabattschlacht auch nach Europa.

In Deutschland erwartet der Einzelhandel nach einer Prognose des
Handelsverbandes Deutschland (HDE) Rekordumsätze in Höhe von rund
4,9 Milliarden Euro. Lieferengpässe etwa im Elektronikhandel und bei
Textilien überschatten derzeit aber die Rabatttage. "Es ist
verrückt. Wir haben Lieferprobleme bei den begehrten Artikeln, aber
gleichzeitig auch pandemiebedingt einen erheblichen Überschuss an
Ladenhütern aus der Lockdown-Zeit", beschreibt der Handelsexperte
Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhein die Lage.
Christian Wulff von der Unternehmensberatung PwC sieht das ähnlich:
"Aufgrund der angespannten Lieferketten kann es in diesem Jahr in
einigen Produktkategorien zu Engpässen kommen. Händler sollten sich
daher genau überlegen, welche Produkte sie zu Black Friday
rabattieren", empfiehlt er.

Gefahr von Fake-Shops

Doch die verlockenden Rabatte sind manchmal reiner Schwindel und
Fake-Shops haben ebenfalls Hochkonjunktur, warnt die Internet
Ombudsstelle mit Sitz in Wien. "Die enormen Rabatte am Black Friday
sind auf den zweiten Blick oft gar nicht so attraktiv. Denn meistens
werden als Basis für solche Nachlässe die unverbindlichen
Preisempfehlungen des Herstellers herangezogen - die allerdings
selten dem Marktpreis entsprechen", heißt es in einer Aussendung der
Konsumentenschützer. Seit Jahren werden diese sogenannten Mondpreise kritisiert.

Woran erkennt man einen Fake-Shop? Konsumenten sollten sich bei zeitlich limitierten Angeboten nicht unter Druck setzen lassen und die Preise über Preistracking-Tools oder über Vergleichsportale vergleichen. Ein Blick ins Impressum des Online-Shops könne vor Fake-Shops schützen. "Ist keines vorhanden oder erregt es Misstrauen, sollte man lieber die Finger von den Angeboten lassen", so die
Ombudsstelle. Auch eine Vorauszahlungspflicht - insbesondere, wenn
auf der Startseite noch alternative Zahlungsmittel angeführt sind -
sei ein häufiges Merkmal von Fake-Shops.

Falls man weder mit der Kredit- oder Debitkarte, noch über andere vertrauenswürdige Zahlungsweisen wie z.B. Kauf auf Rechnung bezahlen kann, dann ist das ein klares Warnsignal", so Alexander Weber von der mobilen Bank N26. Wichtig: KundInnen sollten in jedem Fall darauf achten, dass die Bankdaten nur verschlüsselt übermittelt werden. Wenn in der Adressleiste kein Vorhängeschloss zu sehen ist, sollten keine vertraulichen Informationen wie Bankdaten preisgegeben werden. Vertrauenswürdige Unternehmen werden ihre Websites immer mit dem TLS-Protokoll verschlüsseln.

Tipps für sicheres Online-Shopping

Fairtrade sieht den Black Friday als "schwarzen Tag für die
Nachhaltigkeit". "Wir kaufen mehr, zahlen weniger und nutzen
Produkte immer kürzer. Der Black Friday ist zum Symbol dieses
Konsumwahnsinns geworden", kritisierte Hartwig Kirner,
Geschäftsführer von Fairtrade Österreich. Fehlende Arbeitsverträge
und schlechte Bezahlung würden in vielen Produktionsstätten im
Globalen Süden zum Alltag gehören. Gleichzeitig würden durch immer
kürzere Produktzyklen Berge an Müll entstehen. "Konsument*innen
sollten daher bewusst einkaufen und auf Langlebigkeit und faire
Produktion setzen, anstatt sich von künstlich erzeugtem Kaufdruck
blenden zu lassen", so Kirner.

  • Vorbereitung ist alles: Was braucht man wirklich, was soll unter dem Christbaum liegen? Eine Liste ist nie verkehrt und hilft, den Überblick zu behalten und schützt vor Spontankäufen, denn die werden meist teuer.
  • Nicht stressen lassen: Ein zeitlich begrenztes Angebot ist reizvoll und verleitet zu einem schnellen Kauf. Aber: Preisvergleich ist die oberste Maxime.
  • Vergleichsplattformen nutzen! Oftmals beziehen sich die „45 Prozent Preisnachlass“-Hinweise auf die UVP (unverbindliche Preisempfehlung des Herstellers), die hat aber nur selten etwas mit dem aktuellen Preis zu tun. 
    >>> Geizhals.atbietet auch abseits des Black Friday eine gute Quelle für den Preisvergleich.
    >>> blackfridaysale.at konzentriert sich hingegen auf die Rabatte und Angebote an diesen Tagen.
    >>> preisjäger.at bietet eine Übersicht über aktuelle Angebote.
  • Google helfen lassen: Wer auf der Suche nach nur einzelnen bestimmten Produkten ist, kann sich mit Google Alert weiterhelfen. Per Mail wird man informiert, wenn ein entsprechendes Angebot vorhanden ist.
    >>> Google Alert erstellen
  • Preiswecker einrichten: Bei Idealo kann man sich per Mail benachrichtigen lassen, wenn das gewünschte Produkt, wie zum Beispiel der PlayStation 5 zum selbst definierten Wunschpreis verfügbar ist.

Vor diesem Hintergrund werden wieder Rufe rund um ein
Lieferkettengesetz laut. Beim Lieferkettengesetz geht es darum,
Händler und Verkäufer dafür verantwortlich und haftbar zu machen,
wenn in ihren Lieferketten etwas im Argen liegt, also bei
Lieferanten und Produzenten vornehmlich im Ausland. Ein solches
fordert neben Fairtrade auch das zivilgesellschaftliche Bündnis AG
Rohstoffe, das mit einer Aktion vor dem Amazon-Zentrum in Wien
Liesing auf die Missstände im Versandhandel und der
Elektronikindustrie aufmerksam machen will. "Während Amazon in der
Coronazeit neue Rekordgewinne erzielt, schuften Arbeiterinnen und
Arbeiter weiterhin unter höchst prekären Verhältnissen", kritisiert
Stefan Grasgruber-Kerl, Menschenrechtssprecher von Südwind. Das
gelte auch für Österreich.

In Deutschland hat die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi die
Beschäftigten des Onlinehändlers Amazon anlässlich des Black Friday
zu Streiks aufgerufen.

(bagre/APA)

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