Kolumne

Charmante Vernichtung

Sprechblase
SprechblaseClemens Fabry
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Sprechblase Nr. 419. Warum „potenzialbehaftet“ als Befund schmerzlich ist.

Keine Frage: Es gibt Dinge, Entwicklungen oder Handlungen, die man miserabel findet. Diesen Eindruck soll man dann auch vermitteln dürfen – am besten gleich direkt der dafür zuständigen bzw. verantwortlichen Person. Man darf sich ärgern, wütend sein und andere Adjektiva als das Wort miserabel verwenden.

Darf man natürlich, muss man aber nicht unbedingt. Man kann dem Missfallen auch einen (pseudo-)optimistischen Anstrich verpassen. Für diesen Fall empfiehlt sich das Wort – Achtung, Sprechblase – „potenzialbehaftet“.

Jetzt könnte man sagen: Wo ist das Problem, moderne Personalisten konzentrieren sich statt auf Fähigkeiten und Fertigkeiten immer stärker auf Potenziale der handelnden Personen.

Stimmt, wäre da nicht der kleine Unterschied. Der klingt zwar charmant, ist für die Potenzialbehafteten aber trotzdem vernichtend.

In den Sprechblasen spürt Michael Köttritsch, Leiter des Ressorts "Management & Karriere" in der "Presse", wöchentlich Worthülsen und Phrasen des Managersprechs auf und nach.

Die gesammelten Kolumnen finden Sie hier.

("Die Presse" Ausgabe von 9. Oktober 2021 September 2021)

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