Fahrbericht

Maseratis Sprung in die Gegenwart

Maserati Ghibli GT Hybrid
Maserati Ghibli GT Hybrid(c) Die Presse/Clemens Fabry (Clemens Fabry)
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Auch Maserati wagt die Elektrifizierung – vorerst vorsichtig mit einem Mild-Hybrid-System. Die Kombination mit einem Vierzylindermotor funktioniert überraschend gut.

Wien. Es gab einmal Zeiten, da war ein Maserati ohne Achtzylindermotor so undenkbar wie ein Espresso mit Milch. Mittlerweile serviert man in Italien sogar einen Espresso mit einem Sahnehäubchen, da darf Maserati auch einen Vierzylindermotor verbauen.

Ja, ein Vierzylinder von dem Autobauer, der sogar in der Ölkrise in den 1970er-Jahren nur auf Sechszylindermotoren einsparte. Und jetzt kommt der Ghibli mit einem Zweilitermotor, der von einem Mild-Hybrid-System unterstützt wird. O tempora, o mores.

(c) Die Presse/Clemens Fabry (Clemens Fabry)

Das denkt man, bevor man lenkt, und dann fährt man den Maserati Ghibli GT Hybrid und stellt fest: So schlecht funktioniert das gar nicht. Die Leistung von 330 PS liegt nur knapp hinter jener der V6-Version (350 PS), auf 100 km/h braucht man lediglich 0,2 Sekunden länger (5,7 Sekunden), dafür spart man im Verbrauch gute 20 Prozent (Testverbrauch: 10,4 Liter/100 km), und der Umwelt erspart man bis zu 60 Gramm CO2 pro Kilometer. Und im Geldbörsel spart man im Vergleich zum V6-Modell 26.763 Euro (Startpreis Ghibli Hybrid beim Wiener Autohaus Keusch: 90.670 Euro).

Die milde elektrische Unterstützung aus einem 48-Volt-Paket besteht aus einem Startergenerator, der dem Motor über die Kurbelwellen-Riemenscheibe bis zu zehn kW liefert. Ein elektrischer Verdichter unterstützt den Turbolader, bis die Abgase genügend Ladedruck generieren. All diese technischen Erklärungen haben einen Effekt: Man beschleunigt im unteren Drehzahlbereich kraftvoller (maximal mit 450 Newtonmeter). Beim Gleiten greift das elektrische System sanft ein, rein elektrisch kann man aber nicht fahren.

(c) Die Presse/Clemens Fabry (Clemens Fabry)

Die Gänge verwaltet die bewährte ZF-Achtgangautomatik, die nahtlos und je nach Fahrporgramm schaltet. Wählt man „Sport“, kann man die Limousinedurchaus freudvoll bewegen. Im Grenzbereich tendiert der Maserati zum Untersteuern.

Das Mild-Hybrid-System ist ein erster Schritt eines Autobauers in die Gegenwart, der zu lang in der Vergangenheit verharrt ist. Man sah es auch lange Zeit am Innenraum: Man fühlte sich nach dem Einsteigen um Jahrzehnte zurückversetzt. In den aktuellen Modellen haben die Italiener beim Design deutlich nachgebessert. Dass die Klimaanlage über Tasten und Schalter gesteuert wird, sehen wir mittlerweile ja als echten Luxus an.

(c) Die Presse/Clemens Fabry (Clemens Fabry)

Es gibt natürlich auch einen Touchscreen, und man kann sogar sein Apple- und Android-Handy integrieren – legt es dafür aber besser nicht in die Ladeschale, weil man es aus dieser nur mit viel Fummeln wieder herausbekommt. Nobel ist das Ambiente im Maserati mit viel Leder und der typischen analogen Uhr über der Mittelkonsole.

Motor von Ferrari

Und wie klingt er jetzt, der Maserati? Die Ingenieure in Modena haben sich redlich bemüht. Der Motor klingt beim Start auf jeden Fall besser als jeder andere Vierzylindermotor, den wir jemals gestartet haben. Aber – na ja. Wer wirklich eine Zeitreise machen will, der muss – solang es noch geht – zum Ghibli Trofeo greifen mit einem V8-Motor, der von Ferrari kommt. La dolce vita!

Maserati Ghibli GT Hybrid

Maße. L/B/H: 4971/1945/1461 mm. Radstand: 2998 mm; Kofferraumvolumen: 500 l, Leergewicht: 1810 kg.
Antrieb. Zweiliter-Vierzylindermotor; Hubraum: 1995 cm3; Leistung: 243 kW (330 PS); 0–100 km/h: 5,7 Sekunden; VMax: 255 km/h; max. Drehmoment: 450 Nm.
Verbrauch. 8,2–9,4 l/100km; Testverbrauch: 10,4 Liter/100 km.
Preis ab 90.670 Euro.

(c) Die Presse/Clemens Fabry (Clemens Fabry)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.11.2021)

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