Für Unternehmen gebe es niedrige Steuern und sozialen Frieden, sagt der Direktor der Arbeitkammern, Muhm, im Gespräch mit der "Presse". Auch lobt er die Sozialpartnerschaft und die ausgedehnte Forschungsprämie.
Die Presse: Ist Österreich ein unternehmerfreundliches Land?
Werner Muhm: Ja, ich halte Österreich für unternehmerfreundlich. Etwa, wenn man sich die Steuerstruktur ansieht. Auch die Sozialpartnerschaft, die immer für einen Interessenausgleich sorgt, oder die nun ausgedehnte Forschungsprämie zeigt, dass die Unternehmen in Österreich eine gute Heimat haben.
Woher kommt dann die Kritik der Unternehmerschaft an hoher Steuerbelastung und hohen Lohnnebenkosten?
Der Faktor Arbeit ist im internationalen Vergleich sehr hoch belastet, das stimmt. Der Grund dafür ist, dass etwa die Familien- oder die Wohnbauförderung Teil der Lohnnebenkosten ist, obwohl sie mit der betrieblichen Sphäre gar nichts zu tun hat. Wir haben das auch immer kritisiert. Die Unternehmenssteuern sind jedoch sehr günstig. So wurde etwa die Körperschaftsteuer gesenkt, während sich die Gewinne deutlich nach oben entwickelten. Da wird zum Teil ungerechtfertigt gejammert.
Wie erklären Sie sich dann, dass in Österreich laut internationalen Studien wenig Unternehmen gegründet werden?
Wir haben zwar niedrigere Gründungsraten als in anderen Ländern, dafür sind die Unternehmen meist auch lebensfähiger. Ich glaube daher nicht, dass sich die niedrige Gründungsrate auf die gesamtwirtschaftliche Situation negativ auswirkt.
Gibt es Ihrer Meinung nach die Scheu vor dem Risiko, die den Österreichern in den Studien attestiert wird?
Ich sehe das nicht. Das tragende System der heimischen Wirtschaft sind ja erfolgreiche Klein- und Mittelunternehmen. Diese sind der Öffentlichkeit weniger bekannt, weil sie meist nicht im Konsumentengeschäft tätig sind. Aber woher ist beispielsweise die Technik gekommen, die jetzt die Bergarbeiter in Chile gerettet hat? Aus Österreich. Heimische Firmen sind in vielen Bereichen Weltmarktführer, man kennt sie nur nicht. Ich glaube nicht, dass alle Österreicher nur Beamte sein wollen. Sonst hätte es diese dynamische Wachstumsentwicklung der letzten 20 Jahre nicht gegeben.
Ist Unternehmer für Sie ein positiv besetztes Wort?
Ich fühle mich der solidarischen Leistungsgesellschaft verbunden. Und in einer solchen bedarf es auch Unternehmer. Wenn es die nicht gäbe, dann gäbe es vieles nicht. Ich habe mit ihnen kein Problem.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.11.2010)