Flexiblere Zeiteinteilung und selbst der Chef sein

(c) Michaela Bruckberger
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Die meisten Unternehmensgründer haben bereits Berufserfahrung und bleiben Unternehmer ohne Mitarbeiter. Der typische Gründer ist weiters zwischen und 30 und 40 Jahre und in den meisten Fällen kein Akademiker.

Wien. Wer in Österreich ein Unternehmen gründet, hat meist schon einige Jahre Erwerbsleben hinter sich. Mehr als die Hälfte der Neugründer kommt aus einem Angestelltenverhältnis – rund zehn Prozent hatten auch bereits eine leitende Position. Die meisten sind zwischen 30 und 40 Jahren alt. Der Wunsch, Verantwortung zu übernehmen, in der Zeitgestaltung flexibler und sein eigener Chef zu sein, rangiert laut einer Umfrage der Wirtschaftskammer bei den Motiven, sich selbstständig zu machen, ganz oben (je 60 Prozent). In die Selbstständigkeit gedrängt fühlen sich nur zehn Prozent, auf Anraten des Arbeitsmarktservice (AMS) wurde ein noch geringerer Anteil zum Unternehmer.

Der typische Unternehmensgründer ist kein Akademiker. Nur rund ein Viertel hat einen Abschluss von einer Uni oder FH. Die meisten Firmengründer sind Gewerbetreibende mit einer Meisterprüfung. Und auch das Rad muss ein Großteil der Unternehmer nicht neu erfinden. So verwenden drei Viertel der neuen Firmen eine Technologie, die älter als fünf Jahre ist. 55Prozent bieten auch Produkte an, die bereits auf dem Markt befindlich sind, wie aus dem „Global Entrepreneurship Monitor“ hervorgeht.

Die meisten sind Ein-Personen-Firmen

Was die Neugründer vom typischen Bild des Unternehmers als Arbeitgeber abhebt: 80Prozent von ihnen starten ohne Mitarbeiter, viele bleiben dabei. Die Ein-Mann- oder Ein-Frau-Firmen stellen auch bereits die Mehrheit unter allen Unternehmen: 54,5 Prozent der 413.584Selbstständigen, die Mitglieder der Wirtschaftskammer sind, sind sogenannte „EPU“ (Ein-Personen-Unternehmen). Sie pflegen privat ältere Leute, beraten Firmen, erfinden Werbeslogans oder verkaufen Versicherungen – ohne bei einem Unternehmen angestellt zu sein und ohne selbst Mitarbeiter zu beschäftigen.

Lange Zeit wusste man diese Gruppe nicht so richtig einzuordnen, da sie die klassische Einteilung der Erwerbstätigen in Arbeitgeber und Arbeitnehmer über den Haufen warf. Während die einen in ihnen an den Rand gedrängte „Ich-AGs“ sahen, betrachteten sie die anderen als Exponenten der modernen Arbeitswelt, in der die Grenzen zwischen Unternehmern, Angestellten und Kunden zunehmend verschwimmen.

Der Anteil der EPU schwankt je nach Branche. Während über 60 Prozent der Berater allein arbeiten, trifft das nur auf 3,6 Prozent jener Firmen zu, die der Sparte „Bank und Versicherung“ zugeordnet werden. In absoluten Zahlen gibt es die meisten Ein-Personen-Unternehmen (48.475) in der „Allgemeinen Fachgruppe des Gewerbes“, zu der auch selbstständige Pflegekräfte zählen. Ein-Personen-Unternehmer sind im Schnitt 43,5Jahre alt und zu 58 Prozent Männer.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.11.2010)

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