Seniorenwohnen

Kochkurse, Restaurants, altersgerechte Gärten

Immobilien
ImmobilienB. Futter
  • Drucken

Vom stylishen Designprojekt mit Pantry- und Gemeinschaftsküche bis zum Haus mit speziellen Angeboten für Demenzkranke – drei Beispiele für modernes Seniorenwohnen.

Fitte und mündige ältere Menschen möchte ein neuer deutscher Senior-Living-Betreiber künftig mit seinem Wohnkonzept ansprechen: „Wir wollen kein weiteres Residenz-Produkt schaffen, sondern in leistbarem Rahmen Besonderes bieten“, erläutert Constantin Rehberg, Mitgründer von Lively. Er kommt aus der Hotelbranche, und von dort stammen auch die Vorbilder für sein Projekt. Die Häuser sollen ähnlich wie Designhotels sein – unkompliziert, funktionell, sty-lish, mit Gemeinschaftsgefühl und vor allem auch günstig. Genaue Preise will Rehberg noch nicht nennen, aber um etwas mehr als 1000 Euro könnte man schon dabei sein, deutet er an.

Anleihen bei Hotels

Verzichtet wird bei Lively dafür auf eine hauseigene Vollküche mit allem Personal. „Die jetzt älter werdende Generation hat andere Bedürfnisse und will nicht viermal täglich zum Essen kommen“, argumentiert Rehberg. Eine Pantry in jedem Apartment, eine große Gemeinschaftsküche, in der die Bewohner selbst kochen können, und Kontakte zu Restaurants mit Lieferdienst sollen die übliche Vollversorgung in Seniorenhäusern ersetzen. Und mehr Kontakt untereinander und mit den Nachbarn bringen: Für die Gemeinschaftsküche plant Rehberg Kurse mit Top-Köchen, bei denen die in der Nachbarschaft lebenden Anwohner ebenfalls willkommen sind.

Die Küche ist nicht der einzige Bereich für Begegnungen solcher Art. Auch Workshop- und Ruheräume, Coworking-Flächen oder ein Atelier stehen für verschiedenste Aktivitäten zur Verfügung. „Wir werden Angebote entsprechend den Bedürfnissen und Wünschen der Gäste entwickeln“, verspricht Rehberg. Quasi ausgelagert wird neben der Küche auch die Pflege. Beim ersten Projekt in Gronau in Nordrhein-Westfalen, wo in einem historischen Industriegebäude bis Ende des nächsten Jahres 123 Senioren-Apartments entstehen, ist im gleichen Gebäude ein lokaler, von Lively unabhängiger Pflegedienstleister untergebracht.

Parkettböden und Stuckleisten

Auf andere Weise steht der Hotelgedanke in der Wiener Residenz Josefstadt im Vordergrund, erzählt Direktorin Brigitta Hartl-Wagner, die zuvor im Sacher tätig war: „Unsere Bewohner werden sehr individuell, sehr persönlich betreut, die Mitarbeiter wissen, was jemand gern und was nicht gern macht.“ Dieses Service wird im gediegenen Ambiente eines renovierten Altbaus mit Raumhöhen von 3,20 Metern, Parkettböden, Stuckleisten und vielen anderen eleganten Details geboten. Ein hauseigenes Restaurant mit mehrgängigen Menüs findet sich hier ebenso wie 24-Stunden-Notrufbereitschaft und ein umfangreiches Rahmenprogramm für die Gäste. Pflege wird bei Bedarf von einem professionellen Team entweder im privaten Apartment oder auf einer eigenen Station geboten. „Die Sicherheit, dass es rund um die Uhr auf Knopfdruck professionelle Hilfe gibt, verbunden mit dem gesellschaftliche Aspekt und dem gehobenen Hotelkomfort, ist für viele ein Grund, bei uns zu sein“, erläutert Hartl-Wagner. Möglich wird dies für alle, die sich mindestens 2500 Euro pro Monat für eine 40-Quadratmeter-Wohnung inklusive Halbpension leisten können. Hinter dem Projekt steckt ein Familienunternehmen aus der Schweiz, das dort mehrere solcher Residenzen betreibt, Zielgruppe sind anspruchsvolle Senioren. Eine Bewohnerin fasst den Eindruck des Hauses in der Josefstadt so zusammen: „Hier sind alle sehr kultiviert.“

Selbstbestimmtes Leben

Wiederum eine völlig andere Zielgruppe spricht das Kuratorium Wiener Pensionisten-Wohnhäuser an, das an 30 Standorten insgesamt 9000 Plätze im betreuten Wohnen in Apartments und in Pflege-Stationen bietet: „Unser Kerngeschäft ist betreutes und unterstütztes Wohnen für Menschen, die nicht mehr zu Hause leben können“, sagt Geschäftsführer Christian Hennefeind. Im Gegensatz zu früher, als gesunde Wiener bereits ab 60 in ein Seniorenhaus der Stadt ziehen konnten, ist heute Pflegestufe eins Voraussetzung für einen Platz. Die Bewohner leben dort aufgrund der großen Zahl an Häusern meist in der Nähe ihres gewohnten Grätzels. „Heim“ im negativen Sinn möchte man nicht sein, betont Hennefeind. Man will die Menschen fit und selbstbestimmt alt werden lassen. Es gibt ein umfassendes Angebot von Frischeküche über Begegnungs-zonen bis zur barrierefreien und architektonisch ansprechenden Gestaltung der Häuser. Selbst die Gärten sind altengerecht. „Mit unseren Leistungen können wir mit Residenzen durchaus mithalten“, betont Hennefeind.

Die Auslastung der Häuser liegt coronabedingt derzeit bei 90 Prozent, vor allem bei Pflegebedürftigkeit lässt sich rasch ein Platz finden. Späterer Umzug von der eigenen Wohnung ins Seniorenhaus wird immer mehr zur Regel, berichtet Hennefeind, und dieser Trend werde anhalten. Deshalb will man in den nächsten Jahren umstrukturieren: „Wir haben hohe Kompetenz in der Pflege und werden darauf aufbauend unsere Angebote in den Bereichen Demenz und psychische Betreuung alter Menschen ausbauen.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.11.2021)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.