Ausbildungsabbruch

Pandemie beendet viele Bildungslaufbahnen vorzeitig

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Bei den 15-Jährigen gehen Schulbesuch und Lehre um sechs Prozent zurück.

Wien. Es gibt aufgrund der Pandemie 5000 „nicht integrierte“ 15-Jährige zusätzlich. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des IHS. Demnach ging die Zahl jener, die nach Beendigung der Pflichtschule eine höhere Schule besuchen oder eine Lehre machen, um sechs Prozent zurück. Bei der Gesamtzahl der Schüler gebe es keine dramatischen Entwicklungen, aber „es scheint massive Ein- und Übertrittsprobleme zu geben“, sagt Studienautor Mario Steiner. Derzeit wisse man auch nicht, wo diese 5000 Jugendlichen hingekommen seien. Ein Teil davon könnte durch die überbetriebliche Lehrlingsausbildung bzw. AMS-Schulungen aufgefangen worden sein. Andere könnten frühe Bildungsabbrecher sein.

Dass sich die Lockdowns vor allem für sozial benachteiligte Schüler negativ ausgewirkt haben, geht aus einer anderen Untersuchung Steiners hervor. Demnach äußerte im ersten Schul-Lockdown ein Drittel der Lehrer Sorgen, dass sich das Kompetenzniveau der Schüler verschlechtert – bezogen auf die benachteiligten Schüler waren es sogar drei Viertel. Im zweiten Lockdown stiegen diese Zahlen dann auf 56 Prozent (bei allen Schülern) bzw. 78 Prozent (bei benachteiligten Schülern). „Sie können sich vorstellen, wo die Zahlen jetzt sind nach vier Lockdowns und da der fünfte eventuell vor der Tür steht“, so Steiner.

Mehrheit der Lehrer für offene Schulen

Er plädiert dafür, dass Schulschließungen nur die Ultima Ratio sein dürften. Wann diese erreicht sei, müssten aber Virologen und Epidemiologen sagen. Die nunmehrige Regelung mit offenen Schulen und der Aufhebung der Präsenzpflicht sei „unter den schlechten Optionen noch eine der besten Entscheidungen“. Als Maßnahmen gegen eine vorzeitige Beendigung von Schullaufbahnen empfahl er unter anderem einen Ausbau des Jugend-Coachings bzw. der Unterstützungsangebote für benachteiligte Kinder und Jugendliche. An den Schulen müsse die digitale Infrastruktur ausgebaut sowie in Unterstützungspersonal in der Administration bzw. der Schulpsychologie und -sozialarbeit investiert werden.

Laut einer Studie der Universität Wien plädieren auch die Pädagogen für Präsenzunterricht: Dort spricht sich eine Mehrheit der Lehrer gegen weitere Schulschließungen aus. Demnach bevorzugen 60 Prozent die derzeitige Regelung mit offenen Schulen und Aufhebung der Präsenzpflicht, 37 Prozent plädierten dagegen für neuerliche Schließungen. Als Grund für die Ablehnung von Schulschließungen nannten die Lehrkräfte das gemeinsame Arbeiten, die sozialen Interaktionsmöglichkeiten und das „Nicht-verloren-Gehen“ der Schüler. (maf)

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