Treffer

Vermaledeites Schicksal

Aufgebracht ruft sie: „Herr, warum so schnell enteilst du? Mit keinem einz'gen Worte willst du meinen Kummer trösten noch des Herzens Angst belohnen? Du hältst Aug' und Ohr vor mir verschlossen?“ Ernüchtert antwortet er: „Ja! Ehre fordert, dass ich jetzt dich hart behandle, um mein Mitleid dir zu zollen; Antwort weigert dir mein Mund, dass die Ehre dir antworte; reden will ich nicht, weil jetzt Taten für mich reden sollen, noch dich anschaun.“

Dass die beiden nicht einfach so zueinanderkommen können, hat verschiedene Gründe. Der schlimmste liegt in den zwei Vater-Kind-Beziehungen, die uns in diesem Plot begegnen. Die eine Beziehung ist praktisch nicht existent, da weder Vater noch Kind etwas vom jeweils anderen wusste; die andere Beziehung mag erschüttern ob ihrer grausamen Umstände. Wie soll man sich als Elternteil verhalten, wird einem vor der Geburt des Kindes vorausgesagt, dass dieses nichts als großes Unheil über seine Mitmenschen, selbst die eigenen Eltern, bringen wird? Und das bei seiner Geburt die Mutter getötet hat, das also quasi auf Kosten der Mutter ins Leben gekommen ist?

Große Fragen nach Schuld, Ehre und Vergeltung tun sich da auf, die es zu beantworten gilt. Wie muss sich der Sohn fühlen, der seit seiner Geburt eine Bedrohung für den Vater darstellt? Und wie fühlt sich die Tochter, die bisher gar nichts von ihrem Vater wusste? Beim ersten Konflikt mag man heutzutage vielleicht rasch an Verschwörungstheorien und Querdenkertum erinnert werden, einst hat man das eher Schicksals- oder Gottglaube genannt. Was den zweiten Konflikt betrifft, so ist er bis heute schwierig zu entschärfen – man verzeihe mir meine dreisten Worte: „Vater werden ist nicht schwer . . .“

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