Zeichen der Zeit

Porträt eines Schurken

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Adam Smith hat ihn erfunden – den Homo oeconomicus. Immer wieder wurde und wird er kritisiert. Er sei empirisch widerlegt und obendrein gefährlich. Doch noch hat diese Figur nicht ausgedient.

Umfassend informiert, rational, egoistisch, immer auf den eignen, maximalen Vorteil bedacht: das Porträt eines Unsympathen – des Homo oeconomicus. Mit den Worten von David Hume gesprochen, ist er „ein Schurke, der bei allen Handlungen kein anderes Ziel außer sein privates Interesse“ verfolge. Dennoch ist der Homo oeconomicus das favorisierte Menschenbild der Wirtschaftswissenschaften. Adam Smith, Moralphilosoph und Begründer der klassischen Ökonomie, hat diesen Akteur als Grundlage wirtschaftlichen Handelns in die Welt gesetzt. Durch Ökonomen wie Ricardo, Pareto und Lucas wurde der Homo oeconomicus weiter propagiert. Er avancierte zur nicht hinterfragten, prä-empirischen Annahme der Wirtschaftswissenschaften.

Das hat sich mit dem Aufkommen der Verhaltensökonomie und der damit verbundenen empirischen Forschung des Verhaltens in ökonomischen Entscheidungssituationen zwar geändert, als Grundlage einer ganzen Wissenschaft dient er dennoch. Kein Menschenbild scheint so viel Kritik, Argwohn und Spott ausgesetzt zu sein wie er. Als Egoist, Opportunist und Frevel jeglicher Moral wird er verunglimpft. Er sei empirisch widerlegt und obendrein normativ gefährlich. Dieser Egoist habe keinen Grund für nachhaltiges, moralisches Handeln.

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