Das politische Sesselrücken treibt die Grünen an den Rand einer Krise. Die Männerlastigkeit der FDP wirkt sich auf die Sozialdemokraten aus.
Berlin. Wer Schach spielt, kennt das Gefühl. Alle Positionen sind besetzt, der Druck ist hoch, jeder Zug eröffnet neue Probleme. Das Bild von Schachspielern in der Defensive erzeugten nun auch die deutschen Grünen: Sie haben fünf Ministerposten zu besetzen, einige Figuren sind unverrückbar positioniert. Andere mussten erst gezogen werden, was zwangsläufig anderswo für Schwächen sorgen würde. Konkret ging es um die Frage, ob Cem Özdemir der Minister für Ernährung und Landwirtschaft werden sollte – oder Anton Hofreiter.
Ersterer ist 55 Jahre alt, gewann seinen Wahlkreis in Stuttgart mit 40 Prozent, gilt als bekanntes Gesicht der Partei und wäre zudem der erste deutsche Minister, dessen Eltern als türkische Gastarbeiter ins Land kamen. Der andere trägt seine Haare mit 51 noch immer schulterlang, holte in seinem Wahlkreis in München nur 20 Prozent, ist einer von zwei Fraktionsvorsitzenden der Grünen und als Biologe vom Fach.