Der Bühnenautor und -Komponist Stephen Sondheim ist am Freitag 91-jährig verstorben. Er schrieb den Text zu „West Side Story“ und hievte das Musical-Genre mit seinem vielschichtigen Werk formal und inhaltlich in die Sphäre der Hochkultur.
Allen, die sich für Musicals interessieren – und vielen, die mit ihnen rein gar nichts anfangen können – sind seine Texte schon über die Lippen gekommen. Auch hierzulande führen Schulliederbücher oft Schlager wie „Somewhere“ und „Maria“, bis heute jubilieren die Musikklassen: „I like to be in America!“ Der anhaltende Glanz des Genreklassikers „West Side Story“, einer Verlagerung von Shakespeares „Romeo und Julia“ in die Problembezirke der New Yorker Lower East Side, wird zwar meist der Kompositionskunst von Leonard Bernstein zugeschrieben. Doch Stephen Sondheims lyrisches Talent trug ebenso zum nachhaltigen Erfolg des Musiktheater-Dauerbrenners bei.
In hiesigen Gefilden weniger bekannt ist Sondheims eigenständiges Musical-Œuvre. Jenseits des Atlantiks gilt es längst als der vielleicht bedeutendste Beitrag zur Gattung im 20. Jahrhundert. Ab 1954 zeichnete der New Yorker bei 16 Musicals für Text und Musik verantwortlich. Zu drei weiteren steuerte er die „Lyrics“ bei – und hievte die lang als Revue-Vergnügung belächelte Gattung mit formaler und thematischer Komplexität erstmals in die Sphären der Hochkultur.