Song der Woche

Diese Stille kann schreien

Michael Wuermer
  • Drucken

Mit der Band Culk hat die heute 26-jährige Wienerin Sophia Löw zwei so schöne wie rätselhafte Alben gemacht. Nun präsentiert sie sich solo als Sophia Blenda.

Sophia Blenda: „Wie laut es war“. Einen „Liebesbrief an eine mir sehr nahestehende Person“, nennt Sophia Blenda diesen Song – und ein „Ritual dafür, die Vergangenheit in der Vergangenheit zu lassen und Frieden damit zu schließen“. Es ist – zumindest nach außen – kein leicht fassbares Ritual. Eher ein Ringen. Blenda biegt und drückt die Vokale, man meint, die Mühe zu hören, die dieser Brief ihr gemacht hat. Und die „still gelegten Feuer“, die „still befohlenen Sätze“, die „still befeuernden Phrasen“: Vieles heißt still hier, doch am Schluss, als letzte Zeile einer paradoxen Vision, kommt die gehauchte Antithese: „Niemand versteht, wie laut es war.“ Leise und laut zugleich sind die Klänge dazu: Auf eine klassische, fast ungerührte Klavierbasis legt sich ein sehnsüchtig schwelgendes Orchester, dazu knarrt, quietscht, kratzt und hallt es, man weiß nicht woher. Es bleibt ein Geheimnis wie das Wesen der zweiten Person, der dieses tiefe Lied gilt.

Den Song der Woche küren allwöchentlich Thomas Kramar („Die Presse“) und Christoph Sepin (Radio FM4). Zu hören ist er am Sonntag zwischen 19 Uhr und 21 Uhr auf FM4. Weitere Infos auf www.diepresse.com/songderwoche und fm4.ORF.at.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.11.2021)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.