Neue Virusvariante

Omikron in Tirol bestätigt, weitere Fälle in Österreich werden geprüft

Wie oft ist Omikron schon in Österreich eingereist?
Wie oft ist Omikron schon in Österreich eingereist?(c) Reuters
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B.1.1.529 alias Omikron wurde der Virologin Dorothee von Laer zufolge durch Sequenzierung nachgewiesen, weitere Verdachtsfälle werden untersucht. Das Gesundheitsministerium bestätigt das. Weitere konkrete Verdachtsfälle wurden in Vorarlberg, Salzburg und Oberösterreich gemeldet.

Der in Tirol gemeldete Verdachtsfall auf eine Infektion mit Omikron hat sich nach Angaben der Innsbrucker Virologin Dorothee von Laer bestätigt. Dies berichtete die ORF-Sendung „Im Zentrum" am Sonntagabend. Demnach sei die neue Virusvariante B.1.1.529 mittels Sequenzierung nachgewiesen worden, aktuell würden 30 weitere Verdachtsfälle untersucht. Das Gesundheitsministerium bestätigte den Fall am Montagvormittag: Es „liegen jetzt sämtliche Ergebnisse vor, die es für eine Bestätigung braucht", hieß es.

Die Tiroler Behörden hatten den Verdachtsfall am Samstagabend bekanntgegeben und mitgeteilt, dass die Probe nun von der Ages in Wien analysiert werde. Zwei weitere Verdachtsfäll aus Oberösterreich werden derzeit ebenfalls von der Ages überprüft, heißt es aus dem Büro von Landeshauptmann Stelzer. Die betroffenen Personen seien aus Südafrika bzw. Namibia heimgereist.

Auch in Vorarlberg gibt es einen konkreten Verdachtsfall. Laut Landespressestelle ist die betroffene Person von einer Reise aus dem südlichen Afrika zurückgekehrt. Ein zunächst durchgeführter Antigentest habe ein positives Ergebnis gebracht, hieß es. Das Ergebnis des PCR-Tests fiel ebenfalls positiv aus, demnach muss die Ages eine Sequenzierung der Probe vornehmen.

Zuletzt meldete auch ein Salzburger Labor einen Verdachtsfall auf eine Infektion mit der neuen Virusvariante Omikron. Es handle sich um einen Wiener, der am Freitag aus Südafrika zurückgekehrt und sich in einer Teststraße an seinem Zweitwohnsitz PCR-testen ließ. In Salzburg soll es keine Kontaktpersonen gegeben haben, heißt es von der Landessanitätsdirektion. Die anderen Flugpassagiere werden vom Contact-Tracing der Ages kontaktiert. Es gelte nun angesichts des Verdachtsfalles auf das Ergebnis der Sequenzierung zu warten, die in Salzburg erfolgen soll.

Wie wirken die Impfstoffe?

Noch länger könnte es dauern, bis die Welt Gewissheit über die - nach Einstufung der Weltgesundheitsorganisation „besorgniserregende“ - neue Virusvariante hat. Die Untersuchung könnte Tage bis etliche Wochen in Anspruch nehmen, teilte die WHO in Genf mit. Zeit, die man nicht habe, wie EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen Sonntagabend meinte: „Wir wissen, dass wir uns jetzt in einem Wettlauf gegen die Zeit befinden", appellierte sie an ein gemeinsames Vorgehen. Wie das aussehen soll, ist offen.

Fest steht: Die WHO arbeitet derzeit mit „technischen Partnern" zusammen, um die Auswirkungen dieser Variante auf die bestehenden Gegenmaßnahmen wie Impfstoffe zu bewerten. Es sei noch unklar, ob die Omikron genannte Mutation leichter übertragbar verglichen mit anderen Covid-19-Varianten sei oder einen schwereren Krankheitsverlauf nach sich ziehe. Der Impfstoffhersteller Moderna hat indes bereits mit der Arbeit an einem Impfstoff gegen Omikron begonnen, auch Biontech/Pfizer ist zuversichtlich, binnen 100 Tagen ein Vakzin produzieren zu können.

„Alles gurgelt“ ausgerüstet, um Omikron aufzuspüren

Die Variante Omikron werde wohl auch in Wien schon eingelangt sein, vermutete der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ). Denn man könne notwendiger sei es, klarzumachen, dass auch die dritte Impfung besonders wichtig ist, hob der Stadtrat hervor. Man sei aber nicht überrascht, dass es zu einer Mutation gekommen ist.

Die Firma Lifebrain, die vor allem in Wien die "Alles gurgelt!"-PCR-Tests durchführt, wird mit den entsprechenden Kits ausgerüstet, um auch der Omikron-Variante des Coronavirus auf die Spur zu kommen. "Heute oder spätestens morgen können wir beginnen", sagte ein Sprecher des Unternehmens am Montag. Die entsprechenden Reagenzien sind, wie es aus dem Hacker-Büro hieß, bei einem darauf spezialisierten Hersteller erst seit Samstag verfügbar und wurden "umgehend bestellt".

„Vervierfachung der Infektionsfälle"

Die Daten aus Südafrika zu den SARS-CoV-2-Neuinfektionen weisen "im Moment auf eine Vervierfachung der Infektionsfälle pro Woche" hin, sagte der Wiener Genetiker Ulrich Elling. Offen ist, wie sich die Krankheitsverläufe vor allem bei älteren Menschen entwickeln oder sich die Situation bei Impfdurchbrüchen darstellt. Die gehäuften Verdachtsfälle in Tirol stimmen den Experten nachdenklich. Dass sich Omikron schon in den vergangenen Wochen hierzulande kleinräumiger etabliert haben könnte, schließt Elling aus. 

Nach ersten Fällen in Südafrika, Belgien und Israel wurde die neue Variante am Wochenende aus Australien, Großbritannien, Deutschland, Dänemark, Italien, Hongkong und Tschechien bestätigt. Die Niederlande berichteten am Sonntag 13 Fälle bei Reise-Rückkehrern aus dem Süden Afrikas.

Strenge Kontrollen am Flughafen Wien

Österreichische Reiserückkehrer aus südafrikanischen Ländern müssen einen negativen PCR-Test vorweisen und eine bis zu zehntägige Quarantäne antreten. Das Bundesheer kontrolliert und hat dabei Umsteige-Flughäfen im Blick. Es sei wichtig, „jetzt vorsichtig zu sein und die Schutzmaßnahmen einzuhalten", sagte Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne).

Südafrika, Lesotho, Botswana, Simbabwe, Mosambik, Namibia und Eswatini wurden als Virusvariantengebiete eingestuft. Einreisen aus diesen Ländern sind untersagt. Zusätzlich wurde ein Landeverbot für Flüge aus diesen sieben afrikanischen Ländern verhängt. Reisende, die von den Umsteigeflughäfen Addis Abeba, Amsterdam, Paris (Charles de Gaulle), Dubai, Doha, Frankfurt, Kairo, Istanbul und Zürich nach Schwechat kommen, werden überdies auch auf ihre Reisehistorie überprüft, teilte Flughafen-Sprecher Peter Kleemann mit.

Österreich bemüht sich um die Rückreise der rund 200 registrierten Österreicher, die gerade im südlichen Afrika Urlaub machen. Die Ages hat für Reiserückkehrer aus dem südlichen Afrika die Hotline 01/2675032 eingerichtet. Kontaktdaten und Informationen zur Reisetätigkeit können auch per E-Mail an anfragen@ages.at geschickt werden. Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Ages melden sich daraufhin mit Informationen zur behördlichen PCR-Testung. Seit Freitag bis Sonntagmittag sind laut Ministerium rund 400 Anrufe von Reiserückkehrern oder deren Angehörigen eingegangen. Die Hotline ist von 9.00 bis 18.00 Uhr besetzt.

Auf einen Blick

Am Donnerstag war in Südafrika die Entdeckung der neuen Variante mit der wissenschaftlichen Bezeichnung B.1.1.529 bekannt gegeben worden. Nach Angaben südafrikanischer Wissenschafter könnte die Variante wegen ungewöhnlich vieler Mutationen noch ansteckender als die derzeit grassierende Delta-Variante sein und die Impfstoffe weniger wirksam machen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stuft Omikron als "besorgniserregend" ein.

(Red./APA/dpa/Reuters)

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