Lebensqualität

Klimafreundlich lebt es sich besser

Der Umstieg aufs Fahrrad ist einer der effektivsten Wege, klimafreundlicher zu leben.
Der Umstieg aufs Fahrrad ist einer der effektivsten Wege, klimafreundlicher zu leben.(c) 2020 Getty Images
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Energie Sparen, Recyclen, nachhaltig Einkaufen - zwar gut für die Umwelt, aber anstrengend und umständlich, so das Vorurteil. Doch das Gegenteil ist der Fall: Ein klimafreundlicher Lebensstil steigert die Lebensqualität.

Wer energiebewusst wohnt, reist oder isst, tut nicht nur der Umwelt, sondern auch sich selbst etwas Gutes. Zu dieser Schlussfolgerung kommt eine Metastudie des Berliner Klimaforschungsinstituts MCC, des Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change, die nach dem Zusammenhang von „nachfrageseitigen Klima-Lösungen“ und menschlichem Wohlbefinden fragte.

Angebot und Nachfrage

„Nachfrageseitige Klima-Lösungen“, meint ein verändertes Konsum- und Verbrauchsverhalten auf der Seite der Bevölkerung. In Lebensbereichen wie Verkehr, Ernährung und Konsum gibt es nach wie vor großes Potenzial, den Energieverbrauch in privaten Haushalten durch verändertes Verhalten deutlich zu reduzieren. Insgesamt hat das internationale Forschungsteam über 50.000 wissenschaftliche Arbeiten ausgewertet und rund 300 Lebensbereiche identifiziert, in denen auf Klimafreundlichkeit geachtet werden kann.

Als wichtigste Lebensbereiche nennt Leila Niamir, Wissenschafterin am MCC, den Umstieg vom Auto aufs Fahrrad oder den öffentlichen Verkehr, die Umstellung auf eine fleischarme und regionale Ernährung, sowie das Wiederverwerten, also Recyclen von Materialien: „Wir haben die Wirkung auf Klima, Umwelt und menschliches Wohlergehen analysiert und gezeigt, dass sie – anders als vielfach wahrgenommen – der Lebensqualität und dem Komfort nicht entgegenstehen. Tatsächlich haben sie günstige Effekte auf das menschliche Wohlergehen und großes Potenzial für den Klimaschutz.“

Verzicht und Gewinn

Ein ökologischer Lebensstil wird oft mit Verzicht und Anstrengung assoziiert, gerade wenn es darum geht, Gewohnheiten und Lebensstil zu verändern. Dabei geht mit solchen Veränderungen ein deutliches Plus bei der Lebensqualität einher. Eine interaktive Datenbank des Forschungsprojekts zeigt, wo in den untersuchten Teilaspekten ein Mehr an Lebensqualität steckt. Klimafreundliche Ernährung, Mobilität und Konsum wirkt sich zu 79 Prozent positiv auf das Wohlbefinden und die Lebensqualität aus, nur zu drei Prozent lassen sich negative Auswirkungen feststellen. An konkreten Beispielen bedeutet das: Wer sich pflanzlich ernährt, hat eine höhere Lebenserwartung, in klimafreundlichen Städten ist der soziale Zusammenhalt größer und wo die Industrie nachhaltiger produziert, ist die Luftqualität höher.

Individuelles Verhalten ist nicht alles

Ein individueller klimafreundlicher Lebensstil kann zwar große Auswirkungen auf den CO₂-Ausstoß haben, ist aber nicht alles. Nicht nur individueller Antrieb, auch die Politik und die Angebotsseite seien gefragt, so Studienautor Felix Creutzig „Verhaltensänderungen erfolgen nicht im luftleeren Raum, sie hängen ganz wesentlich an Infrastruktur-Angeboten und neuen Dienstleistungssystemen – wie etwa sichere Fahrradwege und Kantinen, die hochwertig vegan kochen. Und es geht hier auch um soziale Normen, die ja nicht in Stein gemeißelt, sondern formbar sind, wie es ja im Kontext der Corona-Pandemie derzeit intensiv diskutiert wird.“ Energieeffizient und ökologisch zu wohnen, zu reisen und zu essen wird also in Zukunft noch ein größeres Thema werden - und das eben nicht nur in Hinblick auf die zu erreichenden Klimaziele, sondern auch, wenn es darum geht, wie das gute Leben der Zukunft ausschaut.

(chrima)

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