Josephine Baker, die erste schwarze Frau im Pariser Panthéon

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FILES-FRANCE-US-BAKER-PANTHEON(c) APA/AFP
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Sie war nicht nur ein glamourösen Revuestar, in Frankreich ist die Sängerin als Widerstandskämpferin bekannt. Nun liegt sie im Ruhmestempel der Nation.

Wer in Frankreichs Ruhmestempel liegt, gehört zu den Großen der französischen Geschichte wie Voltaire, Victor Hugo, Émile Zola, Simone Veil und Marie Curie. Zu den Helden der Franzosen gehören 75 Männer und nur 5 Frauen. Josephine Baker wird die sechste sein. Sie machte mit Bananenrock und dem energiegeladenen Charleston Karriere. Und riskierte als Widerstandskämpferin und Agentin der Spionageabwehr ihr Leben. Dafür wird die französisch-amerikanische Tänzerin, Sängerin und Ikone der Goldenen 1920er-Jahre posthum zur Heldin der Nation.

Um ins Panthéon zu kommen, genüge es nicht, ein großer Künstler zu sein, teilte der Elyséepalast mit. Man müsse die Werte der Republik verkörpern und sich für Frankreich engagiert haben. Als erste schwarze Frau findet Baker am Dienstag dort ihre letzte Ruhestätte.

Baker, geboren 1906 in St. Louis (USA) als uneheliche Tochter einer Waschfrau und eines Spaniers, wuchs in großer Armut auf. Die Mutter überfordert, der Vater weg, zu wenig Essen, zu wenig Kleidung, zu wenig Liebe. Das Dilemma ihrer Hautfarbe kam hinzu, die Mutter schwarz, der Vater weiß, sie gehörte nirgends dazu. Das Tanzen war ein Weg aus der Sackgasse. Wenn das dürre Mädchen, dem man die Armut von Weitem ansah, sich als Showgirl auf der Bühne bewegte, brachte sie die Leute zum Lachen. 

1925 wurde sie in Paris - quasi über Nacht - zum Star. Nur mit einem Bananenröckchen bekleidet, eroberte sie im Théatre des Champs Elysées die Zuschauer. Später trat sie als Sängerin und Schauspielerin in Erscheinung.

Baker 1949
Baker 1949 (c) APA/AFP/

Das Datum für den Einzug in den Pariser Ruhmestempel wurde nicht zufällig gewählt, denn am 30. November 1937 heiratete Baker den jüdischen Industriellen Jean Lion, wodurch sie Französin wurde. Ab 1939 spielte sie dann eine wichtige Rolle im Widerstand gegen die Besatzer während des Zweiten Weltkriegs.

Sie spionierte im Auftrag der alliierten Streitkräfte und nutzte ihre internationalen Reisen, um geheime Dokumente zu übergeben, die mit unsichtbarer Tinte auf Partituren geschrieben waren. In ihrer Unterwäsche trug sie auch geheime Fotos von deutschen Militäranlagen. Als erste Amerikanerin erhielt sie für ihre Dienste das französische Croix de Guerre und die Ehrenlegion.

Sie adoptierte 12 Kinder unterschiedlicher Herkunft

Frankreich habe sie zu dem gemacht, was sie sei. Sie werde dafür ewig dankbar sein, hatte Baker einst dem Offizier Jacques Abtey gesagt. Und hinzugefügt: Die Pariser hätten ihr alles gegeben, vor allem ihr Herz. Sie sei deshalb bereit, ihnen ihr Leben zu geben. Eines ihrer bekanntesten Lieder, "J'ai deux amours", handelt von ihren beiden Lieben: ihr Land und Paris.

Baker kehrte 1947 und 1951 in die Vereinigten Staaten zurück, um dort aufzutreten. Doch wurde sie Opfer der rassistischen Diskriminierung von Schwarzen im öffentlichen Leben. Anfang der 1960er-Jahre reiste sie erneut nach Amerika, um die Bürgerrechtsbewegung von Pastor Martin Luther King zu unterstützen. Sie adoptierte 12 Kinder unterschiedlicher Herkunft und Religion als Symbol für Toleranz. Baker starb im April 1975 in Paris im Alter von 68 Jahren. Begraben wurde sie in Monaco.

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