Juwelier getötet: „Ich bin schuldig“

Der Angeklagte am Weg in den Gerichtssaal.
Der Angeklagte am Weg in den Gerichtssaal.APA/Herbert Neubauer
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Ein 21-Jähriger hat den Mord an einem Wiener Juwelier (74) zu verantworten.

Der Raubüberfall auf einen 74-jährigen Juwelier, der sein Geschäft in der Landstraßer Hauptstraße hatte, beschäftigte am Montag die Geschworenen. Der Angeklagte, G. (21), ein Mann mit serbischen Wurzeln, erklärte dem Richter: „Ich bin schuldig.“
Ihm werden insgesamt vier Raubüberfälle angelastet. Weiters stehen 51 Einbruchsdiebstähle zu Buche, die aber nicht von der Anklage umfasst sind, da die für die Überfälle zu erwartende Strafe so hoch ist, dass darüber hinaus keine Zusatzstrafe zu erwarten ist.

Der Prozess ging einmal mehr unter Corona-Bedingungen über die Bühne. Die Geschworenen wurden von ihrer Geschworenenbank auf Sitzplätze im vorderen Zuschauerbereich „verlegt“, um die nötigen Abstände herzustellen. Der Angeklagte selbst saß mit Mund-Nasen-Schutz vor dem Richter und vergrub sein Gesicht immer wieder in den Händen.

Sein Onkel habe ihn angewiesen, all diese Straftaten zu begehen. Ihm sei auch eingeredet worden, Kokain zu konsumieren, „damit das besser abläuft“. G.: „Mein Onkel war problematisch.“ Der Mann habe ihn für die Überfälle eigens nach Österreich gebracht. Mittlerweile hat der angebliche Anstifter Suizid begangen.

G. selbst konnte nach dem Überfall auf den Juwelier (14. Oktober 2020) mit der Beute, mit Schmuck, Uhren und Dukaten, zunächst nach Tschechien flüchten und wurde schließlich im April dieses Jahres an der serbisch-ungarischen Grenze festgenommen und nach Österreich ausgeliefert.

Er habe zugestochen, habe aber den 74-Jährigen nicht töten wollen, erklärte nun der von Anwalt Martin Mahrer vertretene Angeklagte. „Ich dachte, er hat eine Waffe, weil er seitlich irgendwohin griff“, erklärte der junge Mann den Beginn der Attacke. Und ja: „Ich habe dann mit dem Messer auf ihn eingestochen.“ Der Richter: „Stimmt es, dass Sie die Beute eingesammelt haben, als der Mann blutend am Boden lag?“ Dies bejahte der 21-Jährige, dem nun bis zu 20 Jahre Gefängnis drohen. „Lebenslang“ kann nicht verhängt werden, weil G. noch unter die milderen, für Jugendliche bzw. junge Erwachsene geltenden Strafsätze fällt. Laut Obduktionsgutachten hatte der Juwelier 19 Schnitt- und Stichverletzungen im Gesicht, am Hals, am Nacken und in der Brust erlitten. Selbst bei rascher notärztlicher Hilfe wäre sein Leben nicht zu retten gewesen.

„Bruststimme“ eines Sängers

Nur Stunden vor dem Raubüberfall waren der 21-Jährige und sein Komplize (dieser war beim Juwelierüberfall vor dem Geschäft Schmiere gestanden) in die Wohnung eines Opernsängers eingedrungen. Der Mann wurde mit einem Brecheisen attackiert. Laut Anklage konnte der Sänger „lautstark mit Vollbruststimme um Hilfe rufen, wovon die Täter offenbar überrascht waren und ohne Wertgegenstände aus der Wohnung flüchteten“.

Die weiteren Überfälle: Ende Februar 2020 wurde ein Mann bei einem Wohnungseinbruch in Wien-Wieden mit einem Brecheisen angegriffen und um Goldmünzen im Wert von 15.000 Euro erleichtert. Ende Juni 2020 wurde eine Juwelierin in Wien-Alsergrund mit einer Pistole bedroht, Schmuck im Wert von 200.000 Euro wechselte die Besitzer. Am 28. April 2020 drangen G. und ein Komplize in eine Wohnung ein, wo sie im Schlafzimmer einen Geschäftsmann und dessen Lebensgefährtin aufschreckten und mit Waffengewalt zum Öffnen des Wandtresors zwangen. Beute: 270.000 Euro. Das Urteil soll am Mittwoch ergehen.

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