Die EU fördert einen redaktionellen Verbund von 16 Nachrichtenagenturen – vor allem solchen vom Westbalkan, wo es kaum faktentreue, unabhängige Nachrichten gibt.
Die Europäische Kommission wagt im Lichte der zusehends die Demokratie und Grundrechte gefährdenden Desinformation in mehreren ost- und südosteuropäischen Ländern einen medienpolitischen Schritt nach vorn. Am Montag gab sie bekannt, die Gründung eines gemeinsamen Newsrooms von 16 Nachrichtenagenturen über zwei Jahre hinweg mit insgesamt 1,76 Millionen Euro zu fördern. „Dieser erste paneuropäische Newsroom wird es Journalisten erlauben, gemeinsam über EU-Angelegenheiten zu berichten und den Geist der Zusammenarbeit zu Hause zu bewerben“, sagte Thierry Breton, der EU-Kommissar für Dienstleistungen und den Binnenmarkt, am Montag in Brüssel.
Worum geht es hier genau? Unter der Führung der Deutschen Presse-Agentur (DPA) tun sich die Agence France-Presse (AFP), Agerpres (Rumänien), Ansa (Italien), Belga (Belgien), ATA (Albanien), BTA (Bulgarien), EFE und Europa Press (beide Spanien), Fena (Bosnien und Herzegowina), Hina (Kroatien), MIA (Nordmazedonien), Sta (Slowenien), Tanjug (Serbien) und Tasr (Slowakei) sowie die Austria Presse Agentur (APA) zusammen, um in Brüssel eine gemeinsame Redaktion einzurichten. Das geschieht in den kommenden Wochen, ab Jahresmitte will man voll operativ sein, erklärte Projektleiter Peter Kropsch, Geschäftsführer der DPA, im „Presse“-Gespräch. „Der Anlass war, dass wir schon seit Jahren mit anderen Agenturen in Sydney einen gemeinsamen Newsroom haben. Vor zwei Jahren haben wir uns überlegt: Was wäre, wenn wir dieses Modell auf Brüssel übertragen?“ Das ließe sich mit der europäischen Perspektive gut vereinen, allen voran „mit Agenturen vom Westbalkan, wo faktentreue und unabhängige Informationen aus Brüssel heute wichtiger denn je für den demokratischen Diskurs sind“.