Wirtschaftswachstum

Coronakrise braucht noch Fiskalpolitik zur Unterstützung

  • Drucken

Der deutsche Wirtschaftsweise Achim Truger warnt vor einer restriktiven Fiskal- und Geldpolitik in der Corona-Krise.

Es bedürfe einer Fiskalpolitik, die den Aufschwung unterstütze - und die EZB sollte auf die temporär hohe Inflation nicht mit einem strengeren Kurs reagieren, sagte der Ökonom Achim Truger am Dienstag. Die Pläne der deutschen Ampelkoalition sieht er positiv: "Ich lese da sehr positive Signale."

„Jahrzehnt der Investitionen“

Im Koalitionspakt von SPD, Grünen und FDP gehe es um Fortschritt und Aufbruch, es werde sehr viel positive Stimmung erzeugt. Es solle viel investiert und dereguliert werden.  "Das sollte auch für Österreich gut sein, weil mehr importiert wird. Ja, das würde den Außenhandel stimulieren", sagte Truger, Professor an der Uni Duisburg-Essen. Bei dem "Jahrzehnt der Investitionen", das die Ampelkoalitionäre ausgerufen hätten, seien die Bereiche Digitalisierung und Klima, aber auch Bildung und Infrastruktur angesprochen. Die künftige Koalition zeige "Tatendrang", und es sei auch "die Dringlichkeit zum Beispiel, was Klimaschutz angeht, erkannt". Die neue Regierung in Deutschland startet  in einem schwierigen Konjunkturumfeld. Wegen der Lieferkettenprobleme hat der Sachverständigenrat für die Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (SVR) erst kürzlich die Wachstumsprognose für heuer gesenkt und für 2022 nach oben gesetzt. 

Nicht zu früh auf die Bremse steigen 

An eine dauerhaft hohe Inflation glaubt der Ökonom nicht, auch nicht an eine Stagflation oder die Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale. Zwar sei die Inflationsentwicklung länger und stärker als angenommen, werde aber vorübergehend sein und sollte 2022 abklingen. Auch in der Vergangenheit seien solche Preisanstiege immer nur temporär gewesen.  Die aktuelle Inflations-Situation erinnert den Experten eher an die Strukturanpassungs-Erfordernisse der Nachkriegsjahre 1946 bis 1948 als an die 70er-Jahre mit hohen Teuerungsraten. Auch jetzt müssten sich die Strukturen "zurechtruckeln - das ist eher das Bild".

Die Europäische Zentralbank (EZB) tue unmittelbar das Richtige. Sie solle nicht auf den temporären Inflationsschub mit einer restriktiveren Politik reagieren. Jedoch sollte die EZB "zeitnah eine Ausstiegsstrategie kommunizieren", hatte der SVR festgehalten. Die Währungshüter sollten nicht vorzeitig die Geldpolitik straffen, aber den Weg aus der expansiven Politik heraus kommunizieren. Die Fiskalpolitik sollte also nicht zu früh auf die Bremse steigen,  sonst drohe eine Verschärfung der Krise, betonte Truger. Und das würde der EZB den Ausstieg aus der expansiven Politik erschweren, so der Experte. 

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.