Fall Josef F.: Interview mit Nachspiel

Josef F. bei der Verhandlung
Josef F. bei der Verhandlung(c) APA (Helmut Fohringer/Apa-Pool)
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In der "Bild"-Zeitung erschien ein Interview mit dem Amstettner "Inzest-Vater". Laut Justizministerium war das Gespräch nicht genehmigt, der Reporter habe die "Verhörzone" missbraucht.

Das in der deutschen "Bild"-Zeitung erschienene Interview mit dem Amstettner "Inzest-Vater" Josef F. ist laut Justizministerium ohne Genehmigung geführt worden. Das Gespräch soll in der Verhörzone in der Strafanstalt Stein stattgefunden haben, in die nur Anwälte und Behördenvertreter zugelassen sind. Der Reporter wurde offenbar von einem Anwalt von Josef F. als Mitarbeiter ausgegeben und gelangte so in den Bereich im so genannten Halbgesperre der Justizanstalt.

"Das wird auf jeden Fall Konsequenzen haben", sagte Paul Hefelle, Sprecher von Justizministerin Claudia Bandion-Ortner. Neben arbeitsrechtlichen Aspekten, welche die Anwaltskammer zu klären hat, wird auch überprüft, ob ein derartiges Vorgehen strafrechtliche Konsequenzen hat. "Die Nutzung der Verhörzone für das (geheime) Zustandekommen eines Interviews kommt einem Missbrauch gleich", so das Justizministerium. 

"Bild": Journalist entsprechend gecheckt

Die "Bild" weist die Vorwürfe zurück. "Unser Reporter hat sich nie als Mitarbeiter des Anwalts ausgegeben. Vielmehr war ein Verlagsgespräch und Interview als Besuchsgrund angegeben, denn Josef F. wollte über sein geplantes Buchprojekt sprechen. Im Übrigen wurden der Journalist und der Anwalt beim Betreten des Gefängnisses vom Personal entsprechend gecheckt und sie haben alles abgegeben, was nicht erlaubt war", so die Pressestelle der Zeitung gegenüber der APA.

Grundsätzlich bedürfen Interviews von Straf- und Untersuchungshäftlingen der Genehmigung der Vollzugsdirektion bzw. des zuständigen Haftrichters. Im Fall Josef F. wurde eine derartige Genehmigung bisher nicht erteilt "und wird unter anderem im Interesse des Opferschutzes auch weiterhin nicht erteilt werden", so das Justizministerium. Es habe auch keine konkrete Anfrage eines Mediums gegeben.

(APA/Red.)

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