Coronavirus

Omikron in Europa nicht aufzuhalten: Schon Hunderte Fälle in Deutschland?

APA/AFP/JOHN MACDOUGALL
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Die Corona-Variante wird nun erstmals auch in Lateinamerika nachgewiesen. In Nigeria gab es erste Fälle bereits im Oktober.

Immer mehr Länder in Europa und rund um den Globus weisen Fälle der Omikron-Variante nach: In Großritannien sind nun nachweislich 22 Menschen an dem Corona-Mutant infiziert, in Brasilien wurden die ersten zwei Fälle festgestellt - es könnte sich dabei auch um den ersten Fall in Lateinamerika überhaupt handeln. Und in Nigeria sind die ersten Fälle bereits im Oktober aufgetaucht, ist bei einer nachträglichen Sequenzierung von Proben festgestellt worden. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rät nun besonders gefährdeten Menschen, Reisen zu verschieben. Dazu gehörten über 60-Jährige sowie gesundheitlich angeschlagene Personen, heißt es in einer Erklärung.

Angesichts der raschen Ausbreitung geht der künftige WHO-Notfallskoordinator für Europa, Gerald Rockenschaub, geht nicht davon aus, dass sich der Kontinent nachhaltig vor der Omikron-Variante schützen kann. "Es wird sich nicht zu 100 Prozent aufhalten lassen", sagt der steirische Gesundheitsexperte. Die weitere Ausbreitung hänge von der Wirkung der Quarantänemaßnahmen ab. Die drakonischen Reisebeschränkungen könnten es erschweren, rasch neuen Mutationen auf die Spur zu kommen, befürchtet Rockenschaub in einem APA-Interview.

Es gebe "ungewünschte Effekte" von Reisebeschränkungen, die "sehr massiv sein können", sagte Rockenschaub. Die Möglichkeit zur frühzeitigen Identifizierung von neuen Variationen könnte nämlich künftig "eingeschränkt" sein, weil sich betroffene Länder eine schnelle Bekanntgabe "überlegen" würden, um Reisebeschränkungen zu entgehen.

„Kein Grund, in Panik zu verfallen“

Rockenschaub plädierte dafür, die wissenschaftlichen Untersuchungen der neuen Variante abzuwarten. Es sei nämlich noch zu früh für eine Bewertung von Omikron. "Wir sollten Ruhe bewahren und die Wissenschaft arbeiten lassen. Es gibt Grund aufmerksam zu sein, aber keinen Grund, in Panik zu verfallen", betonte der WHO-Experte.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die zunächst im Süden Afrikas entdeckte Omikron-Variante als "besorgniserregend" eingestuft. Die EU-Gesundheitsbehörde ECDC spricht von ernsthaften Sorgen, dass Omikron die Wirksamkeit der Impfstoffe erheblich verringern und das Risiko von Reinfektionen erhöhen könnte. Welche genauen Auswirkungen die Mutante hat, steht noch nicht fest.

Scholz will Impfpflicht

In Deutschland gehen Experten nach ersten Nachweisen der Variante schon von einem darüber hinausgehenden Vorkommen aus. Der Zeitraum, in dem Reisende das Virus bereits international verbreiteten, betrage sicher Wochen, teilte Oliver Keppler, Vorstand am Max von Pettenkofer-Institut der Ludwig-Maximilians-Universität München der Nachrichtenagentur dpa mit. "Einige Hundert Fälle können es in Deutschland vielleicht sein."

Die aktuellen Infektionszahlen könne man nicht mit Omikron in Verbindung bringen, das sei die Delta-Welle, betonte Keppler aber. Er halte eine größere unentdeckte Omikron-Verbreitung in Deutschland für unwahrscheinlich. Deutschlands designierter Kanzler in-spe, Olaf Scholz, ließ dennoch aufhorchen und kündigte ein Gesetzgebungsverfahren für eine allgemeine Corona-Impfpflicht an, das noch in diesem Jahr eingeleitet werden könnte.

(APA/dpa/red.)

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