Handel

Die unstoppbare Paketflut und die Pandemie

96 Millionen Pakete bekommen die Österreicher heuer in der Weihnachtssaison nach Hause geliefert.  Im Bild ein Amazon-Standort in England.
96 Millionen Pakete bekommen die Österreicher heuer in der Weihnachtssaison nach Hause geliefert. Im Bild ein Amazon-Standort in England.(c) Getty Images (Nathan Stirk)
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Das Coronavirus und die Omikron-Variante dämpfen die Aussichten der Weltwirtschaft. Der globale Warenhandel aber floriert in der Krise aber trotz aller Widerstände wie nie zuvor.

Wien. So hat sich den ersten Advent wohl niemand vorgestellt. In Österreich sind Geschäfte und Christkindlmärkte zu, weltweit schwanken die Aktienmärkte, die Kosten für das tägliche Leben steigen. Und dann gibt es noch Omikron. Die Ratingagenturen Fitch und Moody's trauen der neuen Coronavirus-Variante zu, das zu zerstören, was Lockdowns, kaputte Lieferketten und Materialmangel der Welt an Wirtschaftswachstum übrig gelassen haben.

Just in diesem Moment meldet sich Steven Altman, Ökonom an der New York Stern School of Business, mit seiner ganz persönlichen Frohbotschaft zu Wort: Er legt die bereits zehnte Auflage des „Global Connectedness Index“ vor, die bisher umfassendste Vermessung der globalisierten Welt. Darin analysiert der Volkswirt erstmals, welchen Schaden die Pandemie der Vernetzung von Menschen und Märkten anrichten konnte. Er hat eine gute Nachricht im Gepäck - aber nicht für alle.

Die gute Nachricht: Der weltweite Handel und die Globalisierung haben Corona in Summe bisher fast unbeschadet überstanden. Doch nicht alle Länder können davon profitieren.

Die Presse/Petra Winkler

Covid-Stresstest bestanden

„Die Globalisierung hat den härtesten Stresstest in ihrer Geschichte hinter sich“, sagt Altman. Im ersten Halbjahr 2020 sackte der internationale Warenhandel so abrupt in sich zusammen wie nie seit dem Ende des zweiten Weltkriegs. Ähnlich radikal stoppten auch alle Reisen und Migrationsbewegungen der Menschen. Doch während dieser Trend bis heute anhält, dauerte der Schockmoment im Handel nicht lange an. Schon im Sommer 2020 wendete sich das Blatt, zu Jahresende war das Niveau von vor der Krise wieder erreicht. Seither schicken die Menschen mehr Güter um den Globus als je zuvor (siehe Grafik). US-Amerikaner kaufen heute um 15 Prozent mehr importierte Waren als vor zwei Jahren. In Österreich rechnen die Paketzusteller in der heurigen Weihnachtssaison mit 96 Millionen Paketen. Ein einsamer Rekord – auch im Vergleich zum ersten Pandemiejahr 2020.

Das starke Comeback des Warenhandels ist umso erstaunlicher, als die weltweite Logistik heuer alles andere als reibungslos verlaufen ist. Der Stau im Suezkanal, der Containermangel, die geschlossenen Häfen im Lockdown. All das konnte den Warenfluss nicht stoppen. „Die Pandemie und die Probleme in den Lieferketten haben uns das Leben schwerer gemacht, aber wenig geändert“, sagt John Pearson, Chef von DHL Express und Mitfinancier der Studie.

Interessant ist der historische Kontext: Verglichen mit dem Jahr 2000 lag der Anteil der Exporte an der globalen Wirtschaftsleistung im Vorjahr um zwölf Prozent höher, im Vergleich mit 1970 hat sich der Wert sogar verdoppelt. Doch die Pandemie brachte auch tiefgreifende Veränderungen mit sich.

Asien wird „die“ Handelsmacht

Gänzlich anders ist etwa die Zusammensetzung der exportierten Waren. Während die Firmen deutlich weniger Autos, Treibstoffe und Kleidung jenseits der Grenzen verkaufen konnten, stieg der Absatz von Schutzmasken und pharmazeutischen Artikeln massiv an.
Hinweise, dass Unternehmen in großem Stil in die Heimat zurückkehren, findet Altman hingegen nicht. Im Gegenteil: Die Distanz, die exportierte Produkte zurücklegen ist auf durchschnittlich knapp 5100 Kilometer weiter gestiegen.

Hauptgrund für diese Entwicklung ist der Aufstieg Asiens zum globalen Handelszentrum. Der Kontinent wird seine Exporte zwischen 2019 und 2021 um 15 Prozent ausweiten, erwartet die WTO. Schon heute halten China, Vietnam und die übrigen Länder Südostasiens einen Anteil von 42 Prozent an den globalen Exporten.

Die größten Verlierer der Pandemie sind die ärmsten zehn Prozent der Staaten. Nur sie handeln heute weniger als 2019. Sie leiden auch am stärksten unter dem weltweiten Rückgang der internationalen Investitionen. Doch Industrie- und Schwellenländer verzeichnen inzwischen wieder kräftige Zuflüsse. Die ärmeren – mit einer Impfquote von zwei bis drei Prozent de facto ungeschützten – Nationen profitierten davon nicht.

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