Dorsey-Nachfolger

Parag Agrawal: Wer ist der neue Twitter-Chef?

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Der Punk der Tech-Welt hat die große Bühne verlassen. Parag Agrawal übernimmt das Twitter-Ruder und steht vor einer Mammutaufgabe.

Nach 15 Jahren gibt Jack Dorsey das Twitter-Zepter aus der Hand. Dass auch der Druck der Aktionäre wuchs, soll nicht der Grund dafür gewesen sein, den Chefsessel zu räumen. Er habe darauf hingearbeitet, dass sich die Firma von ihren Gründern lösen könne, gab er Montag bekannt. Die Verantwortung soll jetzt Parag Agrawal übernehmen. Wer ist der Neue, der dem Punk und Masseur nachfolgt?

Die Tech-Welt ist um eine schillernde Persönlichkeit ärmer. Jack Dorsey entsprach nie dem Anzug-tragenden Manager-Typus. Rauschebart, Nasen-Piercing und Beanie-Mütze und Lederjacke oder Batik-Shirt. Dorseys Stil hat sich über die Jahre verändert, doch er bleibt der Rebell. Ganz anders hingegen Parag Agrawal.

Der in Mumbai geborene 37-Jährige studierte am Institute of Technology in Bombay, promovierte dann an der Stanford University. Bevor er 2011 zu Twitter wechselte, arbeitete er unter anderem bei Microsoft, Yahoo und AT&T. Im Oktober 2011 begann seine berufliche Reise bei Twitter als Software-Ingenieur, bis er 2017 zum Chief Technical Officer ernannt wurde. In seiner neuen Position übernahm er kurz darauf die Arbeiten an der Dezentralisierungssoftware Bluesky, wodurch Twitter selbst zu einem Client von vielen werden könnte.

Jack Dorsey meinte dazu 2019 auf Twitter: "Zum Beispiel ist es unwahrscheinlich, dass eine zentralisierte Durchsetzung weltweiter Richtlinien, um Missbrauch und irreführende Informationen zu bekämpfen, langfristig skaliert." Dadurch wäre ein Ausweg aus den Moderationsplattformen möglich. Zudem wäre dann nicht jede Plattform für sich selbst verantwortlich, welche potenziell schädlichen Inhalte geteilt, bzw. gelöscht werden.

Größte Aufgabe: Twitter auf 315 Millionen zahlende Kunden zu bringen

Diese Arbeiten werden nun wohl ohne Agrawal auskommen müssen. Seine größte Aufgabe wird wohl darin liegen, die vom Unternehmen selbst hochgesteckten Ziele erfüllen zu müssen. Immerhin will der Kurznachrichtendienst bis 2023 mehr als 315 Millionen zahlende Nutzer haben. Bereits im Juni dieses Jahres wurde das Abo-Modell, das zwischen drei und zehn Dollar pro Monat kosten soll, in Kanada und Australien eingeführt. Das Service soll schrittweise eingeführt werden. Bis zu einer Marke von 50.000 Dollar behält sich das Unternehmen drei Prozent der Einnahmen ein, darüber 20 Prozent.

"Ich halte die Strategie für mutig und richtig", erklärte Agrawal in Bezug auf die Zielvorgaben. Immerhin müssen, auf Druck der Aktionäre, die jährlichen Einnahmen sich mindestens verdoppeln in den nächsten Jahren.

Ob Agrawal den Erwartungen der Aktionäre gerecht werden kann, wird sich weisen. Fest steht: Auf den Rücktritt Dorseys reagierte die Börse umgehend. Der Wert der Twitter-Aktie schoss um zehn Prozentpunkte in die Höhe, um kurz nach der Ankündigung des Nachfolgers heftig abzurutschen.

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