Europas Populisten vollzogen nach Beginn der Krise einen radikalen Kurswechsel. Nun treiben sie die wachsende Unzufriedenheit an.
Als sich im Frühjahr 2020 die Coronapandemie in Europa ausbreitete, erreichte sie Parteien wie die AfD in Deutschland oder Rassemblement National (RN) in Frankreich auf dem falschen Fuß. Zum einen hatten diese rechtspolitischen Kräfte seit Jahren erfolgreich auf ein Thema, die Migration, gesetzt, die plötzlich in den Hintergrund trat. Zum anderen kamen sie in Argumentationsnotstand, da sie als Verfechter eines starken Staats eigentlich nicht gegen strenge Maßnahmen wie Quarantäne und Lockdown auftreten konnten. Mit den Monaten gelang es ihnen laut einer Studie des Mercator-Forums Migration und Demokratie (Midem) jedoch, durch Einflechten des Migrationsthemas und einen „radikalen Kurswechsel“ an Boden zu gewinnen. Mittlerweile haben sie sich als Sprachrohr der Skeptiker und Maßnahmengegner etabliert.