Die Bedeutung der Digitalisierung für heimische Unternehmen aller Branchen diskutierten Mitte November Experten im Rahmen einer hybriden Veranstaltung.
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Digitalisierung im Reality-Check

Expertentalk. Ist die Dringlichkeit der digitalen Transformation bei Österreichs Unternehmen ins Bewusstsein gedrungen? Und was braucht es, um digitale Potenziale für den langfristigen Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit zu heben? Antworten von Experten im Rahmen der Initiative #nextlevel.

Spätestens die Coronapandemie hat bewiesen, dass die Digitalisierung im 21. Jahrhundert ein wesentlicher Erfolgsfaktor für Unternehmen aller Branchen ist. Die Lockdowns wirkten dabei wie ein Reality-Check. Unternehmer mussten von heute auf morgen unter Beweis stellen, wie gut sie in der Lage sind, Geschäftstätigkeiten weitgehend ohne physische Präsenz weiterzuführen und sie in die digitale Welt zu verlagern.
Die Pandemie präsentierte der Wirtschaft die dringlichen Fragen quasi auf dem Silbertablett: Wie gut ist man auf digitale Herausforderungen vorbereitet? Welche Maßnahmen braucht es, um langfristig ökonomischen Erfolg sicherzustellen? Und was muss in Anbetracht eines sich national wie international verschärfenden Wettbewerbs getan werden, um vorhandene Potenziale der Digitalisierung auch wirklich heben zu können?

Botschaft angekommen

Wie sehr die Pandemie das Digitalisierungsbewusstsein der Unternehmer bereits geschärft hat, geht aus der jüngsten EY-Studie zum Thema „Digitale Transformation im österreichischen Mittelstand (2021)“ hervor. Befragt wurden 800 Verantwortliche mittelständischer, nicht kapitalmarktorientierter Unternehmen mit 30 bis 2000 Mitarbeitenden in Österreich.

Beim Expertentalk präsentierte Susanne Zach, Data Analytics Lead Austria, Associate Partner, Geschäftsführerin von EY, die Ergebnisse. „Bei 30 Prozent der mittelständischen Betriebe in Österreich – das sind vier Prozentpunkte mehr als im Vorjahr – spielen digitale Technologien für das eigene Geschäftsmodell mittlerweile eine sehr große Rolle. 2018 war das erst bei 20 Prozent der Fall. Und nur mehr drei Prozent (2018: 20 Prozent) klammern die Digitalisierung aus ihrem Geschäftsmodell aus und halten sie nicht für bedeutend“, brachte Zach gleich das Wichtigste auf den Punkt. Die Studie zeigt, dass die Notwendigkeit der Implementierung digitaler Technologien als Corona-Botschaft in den Köpfen der Unternehmer angekommen ist. Das gilt insbesondere für die Branchen Finanzdienstleistung, Industrie sowie Energie- und Wasserversorgung.

Jahresumsatz entscheidend

Zutage förderte die Studie zugleich, dass Österreichs Wirtschaft trotz des Digitalisierungsschubs nach wie vor am digitalen Scheideweg steht. „Die Lücke zwischen großen und kleineren Unternehmen hat sich noch immer nicht merklich verringert“, sagte Zach und nannte Zahlen: „Während jedes zweite Unternehmen (56 Prozent) mit Jahresumsätzen von mehr als 100 Millionen Euro digitalen Technologien eine sehr große Rolle für das eigene Geschäftsmodell zuschreibt, ist es bei kleineren Unternehmen (Jahresumsatz unter 30 Millionen Euro) nur jedes vierte (26 Prozent).“ Der Unterschied von 30 Prozentpunkten gibt zu denken.

Obwohl digitale Technologien für Unternehmen aller Umsatzklassen durch Corona wichtiger geworden sind, hat sich die Lücke im Vergleich zu den Umfrageergebnissen aus 2020 weiter vergrößert. „Wir beobachten bereits seit mehreren Jahren eine digitale Zweiklassengesellschaft in Österreich: Während große Unternehmen voll auf Digitalisierung setzen, sind kleinere Betriebe oft zögerlich“, so Zach. Die aktuelle Situation in Folge der Coronapandemie unterstreicht, wie gefährlich es für Unternehmen und die gesamte Wirtschaft ist, wenn der digitale Wandel als eine Frage der Unternehmensgröße gesehen wird.

„Kleinere Unternehmen dürfen nicht auf der Strecke bleiben und müssen den digitalen Sprung wagen, bevor die großen Konkurrenten so weit davonziehen, dass ein Mithalten nur schwer möglich wird“, schlussfolgerte Zach. Gerade KMUs sind aktuell mehr denn je gefordert, neue Technologien in ihr Geschäftsmodell zu integrieren und die Kluft zu den größeren digitalen Vorreitern nicht noch größer werden zu lassen. Die Gelegenheit dazu sei laut Zach besser denn je, „weil die digitale Transformation alternativlos ist“.

Echte Digitalisierung

Die Alternativlosigkeit unterstrich Andreas Dangl, Geschäftsführer der Softwareschmiede Fabasoft Austria: „Echte Digitalisierung beschränkt sich nicht auf den Einsatz digitaler Technologien, um alles ein bisschen schneller und effizienter zu machen. Es geht um viel mehr, nämlich darum, die Digitalisierung als Basis neuer Businessmodelle zu verstehen, die schlussendlich dem Ziel dienen, mehr Geschäft zu machen.“ Insofern sei Digitalisierung entscheidend für jedes einzelne Unternehmen.

Gefordert ist dabei laut Dangl vor allem die Geschäftsführungsebene: „Die gesamte Unternehmensorganisation muss digital ausgerichtet sein. Diese Transformation, bei der auch der Nutzen jedes Mitarbeitenden erkannt wird, ist Aufgabe der Geschäftsführung. Sie muss das Thema so in das Unternehmen bringen, dass es auch täglich gelebt werden kann.“
Werner H. Hoffmann vom Institut für Strategisches Management der WU Wien betonte, mit Bezug auf die Ergebnisse der EY-Studie, dass vor allem kleinere Unternehmen in Österreich noch mehr Hilfe brauchen, diesen digitalen Weg zu gehen und zu leben: „Da fehlt es oftmals an IT-Kompetenz oder an Mut bzw. an den Mitteln, in digitale Technologien zu investieren. Manchmal verfolgen KMUs auch die Strategie, bei der Kundeninteraktion bewusst auf die menschliche Komponente zu setzen – was aber nicht heißt, dass es dann nicht wichtig wäre, wenigstens die internen Prozesse zu digitalisieren.“ Fakt sei laut Hoffmann, dass ohne echte Digitalisierung rund um die Themenbereiche Data Analytics, Predictive Analytics und Künstliche Intelligenz über kurz oder lang Probleme entstehen: „Österreichische Unternehmen und die europäische Wirtschaft müssen sehr darauf achten, in der Datenökonomie gegenüber den USA oder China wettbewerbsfähig zu bleiben.“

Fachkräfte & Cybersecurity

Die Bedeutung des Erhalts der Wettbewerbsfähigkeit betonte auch Aleš Prešern, General Manager Siemens Energy Austria. Gefordert sieht er dabei nicht zuletzt die Politik: „Es sollte die Kernaufgabe des Staates sein, für genügend Fachkräfte für den digitalen Wandel zu sorgen, damit digitale Agenden nicht aus Österreich und aus Europa ausgelagert werden.“ Hier müsse man sich rechtzeitig ins Schulsystem einschalten, um neue Generationen von Digitalexperten aufzubauen − Fachkräfte, die besonders die Energiebranche benötigt. „Wir von Siemens Energy Austria decken ein breites Spektrum der Kompetenzen über die vollständige Energiewertschöpfungskette ab und bieten ein umfassendes Portfolio für Energieversorger, unabhängige Stromerzeuger, Betreiber von Übertragungsnetzen sowie die Öl- und Gasindustrie. Wir betreuen also die Assets von unseren Kunden und das muss in diesem für die gesamte Gesellschaft hoch sensiblen Bereich einfach funktionieren.“ Corona und die Lockdowns haben dabei aufgezeigt, was mit Digitalisierung und Know-how alles möglich ist. „Ein Beispiel unter vielen ist die Abnahmeprüfung von Transformatoren. Dafür waren in der Vergangenheit immer Menschen vor Ort nötig. Im Lockdown haben wir das im Remote-Modus geschafft und werden dies auch weiter so handhaben. Das spart Zeit und Geld.“

Zunehmend an Bedeutung gewinnt laut Prešern im Zuge der Digitalisierung das Thema der Cybersecurity: „Die Cyberattacken mehren sich massiv und man muss sich immer stärker dagegen zur Wehr setzen. Wir handeln proaktiv und eröffnen Cybersecurity-Zentren sowohl intern für die unternehmenseigenen Prozesse als auch extern, um die Produkte und Lösungen unseren Kunden abzusichern.“

Intelligente Mobilität

Mit „Old Economy“ hat es die Schwarzmüller Gruppe mit Sitz in Freinberg bei Schärding zu tun. Dass die Digitalisierung aber auch bei einem Hersteller von Nutzfahrzeug-Anhängern eine bedeutende und wachsende Rolle spielt, erläuterte Christoph Schöndorfer, Vice President Innovation: „Es stimmt, dass unsere Kunden in einer traditionellen Branche verhaftet sind und nicht unbedingt an unsere Tür klopfen, um nach digitalen Lösungen zu fragen. Das hindert uns jedoch nicht daran, ständig neue intelligente Serviceleistungen zu entwickeln und die Kunden dafür zu sensibilisieren, damit sie diese Dienste auch in Anspruch nehmen.“

Die Mobilitätsbranche sieht Schöndorfer ganz allgemein auf einem guten Weg in Sachen Digitalisierung, das eigene Unternehmen sowieso: „Wir stehen nicht umsonst für intelligente Fahrzeuge. Das Internet der Dinge, Autonomes Fahren oder die Elektrifizierung sind für uns keine Worthülsen, sondern strategische Ansatzpunkte für den Weg in die Zukunft.“ Gedacht werde in Infrastrukturen, am Beispiel der klassischen Baustelle. Hier gibt es laut Schöndorfer viele Systeme, die zu vernetzen sind, und einen großen Mangel an Facharbeitskräften: „Intelligente Fahrzeuge und Maschinen tun not, um im Rahmen eines digital vernetzten Systems Fehlerquellen zu reduzieren und dabei Zeit sowie Geld zu sparen. Wir haben also genügend Möglichkeiten, als digitaler Schrittmacher für die Branche zu fungieren.“

INFORMATION

Die Seite beruht auf einer Medienkooperation mit der „Presse“ und ist entstanden mit finanzieller Unterstützung von Fabasoft AG.

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