Neuer Bericht

Trotz Pandemie nimmt Migration weltweit zu

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Laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) hat die Zahl der Binnenflüchtlinge „dramatisch zugenommen“, während gleichzeitig Milliarden Menschen durch Corona daheim festgehalten worden sind.

„Es ist ein paradoxes Phänomen, dass es so in der Geschichte der Menschheit noch nie gegeben hat“. Mit diesen Worten präsentierte António Vitorino, Chef der Internationalen Organisation für Migration (IOM), am Mittwoch in Genf die Ergebnisse des IOM-Jahresberichtes: Einerseits würden Milliarden Menschen durch die Pandemie festgehalten. Und gleichzeitig seien Millionen aus ihrer Heimat vertrieben worden.

Fluchtbewegungen finden vorwiegend innerhalb von Ländern statt: „Dramatisch zugenommen“ haben laut IOM Vertreibungen von Menschen innerhalb ihrer Staaten als Folge von Konflikten, Gewalt und Naturkatastrophen. Die Zahl der Binnenflüchtlinge sei im Jahr 2020 auf 40,5 Millionen gestiegen.

Insgesamt waren im vergangenen Jahr 3,6 Prozent der Weltbevölkerung, also 281 Millionen Menschen, als Migranten unterwegs. 2019 waren es 3,5 Prozent gewesen (272 Millionen). Im Vergleich: Für das Jahr 1970 verzeichnete die IOM lediglich 84 Millionen Migranten und einen Anteil von 2,3 Prozent der Weltbevölkerung an der Wanderbewegung.
Nach Einschätzung der IOM wären im vergangenen Jahr noch zwei Millionen Migranten mehr registriert worden, hätte es die Pandemie-Einschränkungen nicht gegeben.

60 Prozent Arbeitsmigranten

In ihrem Report geht die IOM auf die jüngsten Entwicklungen rund um menschliche Migrationsbewegungen in all ihren Formen ein: von der Flucht vor Krieg und Konflikt bis zu Fachkräften, die im Ausland nach Jobs suchen.

Laut dem Bericht waren rund 60 Prozent der Migranten im vergangenen Jahr Arbeitsmigranten. Auch diesen setzte die Pandemie stark zu: Internationale Überweisungen – also Geldtransfers von Migranten in ihre Heimatländer – sanken 2020 auf 702 Milliarden Dollar (rund 620 Milliarden Euro). Im Vorjahr waren es 719 Milliarden Dollar gewesen.

Illegale Migration ist lebensgefährlich. Das zeigte sich wieder vergangene Woche, als ein Flüchtlingsboot im Ärmelkanal kenterte und mindestens 27 Menschen starben. Im Jahr 2020 sind nach Angaben der IOM rund 3900 Menschen auf der Flucht ums Leben gekommen. Für große Migrations- und Vertreibungsereignisse hätten Konflikte in Ländern wie Syrien, Jemen, dem Kongo, der Zentralafrikanischen Republik und dem Südsudan in den vergangenen zwei Jahren gesorgt.

Ein weiterer „Pull“-Faktor sei politische und ökonomische Instabilität in Staaten wie Venezuela und Afghanistan. Erwähnt werden im Bericht aber auch klima- und wetterbedingte Vertreibung – etwa in China, Bangladesch, den Philippinen, Indien, Haiti und den USA.

Es sei wahrscheinlich, dass der Anstieg der Zahl internationaler Migranten weiter schwach ausfallen werde, solange es Reisebeschränkungen und andere Auflagen gibt, hieß es im Bericht. Die Zahl der Flugpassagiere ging um 60 Prozent auf 1,8 Milliarden gegenüber 4,5 Milliarden im Jahr 2019 zurück. (AFP/ red.)

(AFP/ red.)

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