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Fall Peng: WTA trägt keine Turniere in China aus

Das Videotelefonat von IOC-Chef Thomas Bach mit Peng Shuai Mitte November sorgte eher für Sorge denn für Erleichterung.
Das Videotelefonat von IOC-Chef Thomas Bach mit Peng Shuai Mitte November sorgte eher für Sorge denn für Erleichterung.APA/AFP/OIS/IOC/GREG MARTIN
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Die Damentennis-Tour wird wegen der unklaren Situation um Spielerin Peng Shai keine Stopps in China einlegen. "Ich sehe nicht, wie ich unsere Athletinnen ruhigen Gewissen bitten kann, dort anzutreten“, erklärt der WTA-Chef.

WTA-Boss Steve Simon hält einen langfristigen Abschied der Frauen-Tennis-Tour aus China für möglich, sollte sich die Situation um Peng Shuai nicht aufklären. Eine Absage der für in dem Land geplanten Veranstaltungen über das Jahr 2022 hinaus sei eine mögliche Konsequenz, sagte er am Mittwochabend (Ortszeit) nach Angaben der US-Nachrichtenagentur AP.

Man sei hoffnungsvoll, "aber wir sind darauf vorbereitet, wenn es so weitergeht - was bis heute nicht produktiv war - dass wir in der Region nicht operieren", sagte Simon demnach. "Das ist ein organisatorischer Versuch, der wirklich etwas anspricht, bei dem es darum geht, was richtig und falsch ist."

In einer Mitteilung hatte der Chef der Dachorganisation der Frauen-Tour zuvor gesagt, dass die WTA wegen der unklaren Situation alle Turniere in China inklusive Hongkong mit sofortiger Wirkung aussetzen werde. Die frühere Nummer eins der Doppel-Weltrangliste hatte Anfang November im sozialen Netzwerk Weibo Vorwürfe wegen eines sexuellen Übergriffs durch einen chinesischen Spitzenpolitiker veröffentlicht. Ihr Post wurde bald danach gelöscht. Seither äußerten Sportler, Politiker und Menschenrechtler Sorge um das Wohlergehen der Tennisspielerin. Die WTA vermutet, sie werde unter Druck gesetzt und könne sich nicht frei bewegen.

Die Forderung: Ein persönliches, freies Gespräch mit Peng

Simon betonte nach Angaben der AP erneut die Forderung der WTA: "Wir wollen definitiv selbst mit Peng sprechen und sicher sein können, dass sie wirklich in Sicherheit und frei ist und nicht zensiert wurde, bedroht oder irgendetwas in dieser Art", sagte Simon. Dieser Ansatz und die Forderung an die Behörden sei beständig und werde sich nicht ändern.

Simon betonte zudem, dass bisher keines der Turniere in China abgesagt worden sei und sie wie geplant gespielt werden könnten, sollte die Regierung Chinas die Forderungen der WTA erfüllen. "Wir haben noch nichts abgesagt, aber wir sind darauf vorbereitet, an diesen Punkt zu kommen", sagte Simon. Man werde dann auch darüber diskutieren, ob das nur für 2022 gelte oder für die Zukunft. "Das sind alles Fragen, die kommen werden."

Unterdessen hat sich der Chefredateur der chinesischen Staatszeitung "Global Times" gemeldet. "Die WTA will Peng Shuai erzwingen, um die Attacke des Westens auf das chinesische System zu unterstützen", schrieb Hu Xijin auf Twitter. Am 21. November hatte Peng einen 30-minütigen Video-Call mit IOC-Präsident Thomas Bach, in dem sie ihm mitteilte, sie sei sicher. Für WTA-Boss Simon ist das aber nicht genug, man sei nicht davon überzeugt, dass es ihr gutgehe. Zudem seien eine intensive und transparente Ermittlung zu den Vorwürfen gegen den früheren Vize-Premier Zhang Gaoli zu führen.

Das Außenministerium Chinas hatte im Vormonat verlautbart, dass "bestimmte Leute" den "bösartigen Hype" und die "Politisierung" von Peng stoppen sollten. Die Ankündigung der WTA, sich von einem seiner größten Märkte zu verabschieden, haben viele wichtige Persönlichkeiten im Tennis-Sport sehr begrüßt. Es könnte der WTA aber Hunderte Millionen Dollar an Übertragungsrechten und Sponsoreneinnahmen kosten. Umso bemerkenswerter ist diese Maßnahme.

(APA/dpa)

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