Neues Album

Symphonie als Grabmal: Die ganz neue Wiener Klassik

Ondine
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Dem österreichischen Komponisten Thomas Larcher gelingt es mit seiner Musik, Signale für die Gegenwart in den scheinbar altvertrauten Formen der Symphonie und des Liederzyklus zu setzen.

Das war eine der einprägsamsten Premieren, die unsere Philharmoniker in der jüngeren Vergangenheit ihrer Abonnementkonzerte präsentierten: Semyon Bychkov dirigierte 2016 die Uraufführung von Thomas Larchers Zweiter Symphonie. Es war ein Auftragswerk zum 200-Jahr-Jubiläum der Nationalbank, aber weit von einem Jubelhymnus entfernt. Angesichts der Bilder von der Flüchtlingskrise, die damals die Welt erschütterten, skizzierte Larcher einen „Kenotaph“, ein Grabmal, das leer bleibt, um seine Funktion als Denkmal zu erfüllen.

In solchen Fällen ist angesichts der guten Absicht breite Zustimmung garantiert. Doch Larchers Werk hinterließ jenseits der aktuellen Assoziationskette immensen Eindruck. Wie denn auch anders bei einem solchen Komponisten? Larcher hat sich über die Jahre und Jahrzehnte hin zu einem der wendigsten schöpferischen Geister der europäischen Musikszene entwickelt. Fantasievoll war er immer. Als Kenner des großen musikhistorischen Erbes wusste er sich Zügel anzulegen, die ihm zu einer klaren, geordneten Klangsprache führten, offenbar ganz nach Igor Strawinskys Motto, demzufolge die Kunst umso freier wird, je strenger sie gearbeitet ist.

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