Ein Fantasy-Bestseller aus Dänemark setzt die germanische Mythologie in Szene. Im Zentrum ein kratzbürstiges Mädchen, das unerklärlich viel Hass erfährt.
Bisher war es die griechische Mythologie, die die Verkaufszahlen steigen ließ. Am bekanntesten derzeit: die „Percy Jackson“-Romane und die nachfolgenden Reihen, für die sich Autor Rick Riordan ordentlich am Olymp bediente - und damit viele Jugendliche begeisterte. Auch für die die jüngeren Kinder gibt es stets Neuerscheinungen rund um ganze und halbe Götter, Helden und Ungeheuer aus der griechischen Antike. Aber die germanischen Mythologie? Lockte bisher wenige Autoren (und Leser).
Dabei gibt es durchaus spannende Elemente, Odin und seine zwei Raben etwa. Die spielen denn auch eine besondere Rolle in einem Fantasy-Bestseller aus Dänemark. In „Ansuz" (das Wort bezeichnet die vierte Rune im Alphabet) geht es um die siebzehnjährige Anne, die Sequenzen aus der Vergangenheit sehen kann. Als um sie herum der Reihe nach rothaarige Mädchen ihres Alters ermordet werden und plötzlich seltsame Beschützer für Anne auftauchen, erfährt sie immer mehr über ihre Fähigkeiten, über ihre Vergangenheit. Und in der Kleinstadt, in der Anne unerklärlich viel Antipathie erfährt, tummeln sich zunehmend Wesen mit übernatürlichen Kräften.
Es ist so einiges, was Malene Sølvsten hier hineinpackt: Sie erschafft Welten, deren Komplexität der spröden, beinahe kratzbürstigen Protagonistin beinahe über den Kopf wächst. Die übrigens versucht, ein selbstbestimmtes Leben aufzubauen, während sie ständig Mordanschlägen und lästigen Fragen ausweicht und sich dabei (natürlich) auch unsterblich verliebt. Dazwischen noch der religionsphilosophische Diskurs zur Frage, ob es ohne Menschen Götter gibt. Ein Pageturner, der oft ein bisschen zu viel will, aber mit allen seinen vielschichtigen Charakteren die Spannung jedenfalls halten kann.
Malene Sølvsten: Das Flüstern der Raben – Ansuz. 800 Seiten, € 22,70. Gebunden. Alter: Ab 14 Jahren. (Arctis Verlag).