Nach Taliban-Machtergreifung

Afghanische Asylanträge in EU steigen stark an

Ein Flüchtling an der Grenze zwischen Polen und Belarus
Ein Flüchtling an der Grenze zwischen Polen und Belarus(c) imago images/SNA (Pavel Bednyakov via www.imago-images.de)
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Im September wurden in Europa fast doppelt so viele Asylanträge von Afghanen wie von Syrern gezählt. Unterdessen appelliert die deutsche Regierung an Minsk, Hilfe für die Flüchtlinge an der Grenze zuzulassen.

Die Zahl der Asylanträge in Europa aus Afghanistan ist laut der EU-Asylagentur EASO stark gestiegen. Im September dieses Jahres hätten asylsuchende Afghanen etwa 17.300 Anträge in der EU sowie Norwegen und der Schweiz eingereicht, teilte die auf Malta ansässige Behörde am Freitag mit. Damit erhöhte sich die Zahl der Anträge um mehr als 70 Prozent. Im August, als die militant-islamistischen Taliban die Macht in Afghanistan zurückgewannen und viele Menschen von dort flohen oder evakuiert wurden, seien es etwa 10.000 Gesuche gewesen.

Verglichen mit Anträgen aus Syrien (9100) suchten nach Angaben der EASO im September damit fast doppelt so viele Menschen aus Afghanistan Schutz in der EU.

Insgesamt gingen 71.200 Asylanträge aus verschiedenen Nationen ein - erstmals so viele wie seit Anfang 2020, also vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie, nicht mehr. Die EASO ermittelte, dass auch die Antragszahlen aus Nationen wie der Türkei, dem Irak, Bangladesch oder Pakistan weiter anstiegen. Die erstinstanzlichen Entscheidungen der Asylbehörden in den Staaten wuchsen im September verglichen mit dem Vormonat auf rund 40.500. Durch den Anstieg erweitere sich jedoch die Dauer zwischen Antragsstellung und Entscheidung, betonte die EASO.

Deutsche Regierung appelliert an Minsk

Die deutsche Regierung hat Belarus aufgefordert, internationalen Hilfsorganisationen einen regelmäßigen Zugang zu den Flüchtlingen an der polnischen Grenze zu gewähren. Regierungssprecher Steffen Seibert sagte am Freitag in Berlin, Bundeskanzlerin Angela Merkel habe in zwei Telefonaten mit dem belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko die Notwendigkeit der humanitären Versorgung unterstrichen. Man erwarte, dass die belarussische Seite auch tätig werde, sagte er.

Seit Wochen versuchen Tausende Migranten, von Belarus
(Weißrussland) über die polnische Ostgrenze in die EU zu gelangen. Brüssel wirft Lukaschenko vor, er habe gezielt Menschen aus Krisenregionen einfliegen lassen, um sie dann in die EU zu schleusen
und die Lage dort zu destabilisieren. Viele Flüchtlinge harren unter teils erbärmlichen Bedingungen im Grenzgebiet aus. Das deutsche Innenministerium hat nach eigenen Angaben aber keine verlässlichen Informationen darüber, wie viele Migranten dort durch Kälte oder gewalttätige Übergriffe ums Leben gekommen sind.

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