Motorsport

Fragen zu Menschenrechten in der Formel 1

Formula 1 in Saudi Arabian
Formula 1 in Saudi Arabian (c) imago images/Pro Shots (via www.imago-images.de)
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Erstmals dreht die GP-Serie in Saudiarabien ihre Runden. Neben dem großen WM-Duell zwischen Max Verstappen und Lewis Hamilton liefern auch die Probleme der Bevölkerung – vor dem Start – einige Gesprächsthemen.

Dschidda. Über den Garagen von Lewis Hamilton, Max Verstappen und Co. thronen in der Boxengasse der Rennstrecke von Dschidda ihre Namen in arabischen Lettern. Die „Königsklasse“ gastiert erstmals in Saudiarabien. Fragen nach dem Nervenduell um die WM-Krone bekamen vor der Premiere am Sonntag (18.30 Uhr, ServusTV) sowohl Verfolger Hamilton als auch Spitzenreiter Verstappen gestellt. Es geht aber um weitaus mehr als nur das WM-Duell. Es gibt Themen, die sind größer als Formel 1, Olympia, Fußball oder eine Unzahl weiterer Sportevents.

Fragen nach Menschenrechten und Freiheit in dem konservativen Königreich bekam allerdings nur der ohnehin auf Social Media und in der Politik engagierte Mercedes-Superstar Hamilton gestellt. „Ich glaube wirklich, dass jeder Mensch Menschenrechte, Redefreiheit und Bewegungsfreiheit haben sollte. Und es gibt Orte, an denen das nicht erlaubt ist“, sagte der 36-Jährige, der sich wie kein anderer Formel-1-Fahrer dafür einsetzt.

Deutliches Unbehagen

Er freute sich über den warmen Empfang in Dschidda, sein Unbehagen war jedoch nicht zu übersehen. „Es ist nicht meine Entscheidung, hier zu sein. Der Sport hat die Entscheidung getroffen, hier zu sein“, fügte der F1-Star hinzu.

Hamilton, er liegt acht Punkte hinter Verstappen in der WM-Wertung zurück, wurde gefragt, ob die Kampagne der Königsklasse für mehr Vielfalt („We race as one“) nicht einer Austragung dieses Rennens entgegenstehe. „Ich kann nicht so tun, als hätte ich das tiefste Verständnis für jemanden, der hier in einer Gemeinschaft aufgewachsen und von bestimmten Vorschriften betroffen ist. Ich halte es für unsere Pflicht, unser Bewusstsein zu stärken.“

In Saudiarabien wurden seit 2017 laut Human Rights Watch Dutzende Aktivisten für Menschen- und Frauenrechte willkürlich festgenommen. Inhaftierte würden gefoltert, deren Familien bestraft. Das Land erlebe unter Kronprinz Mohammed bin Salman das „schlimmste Ausmaß der Unterdrückung in seiner modernen Geschichte“, steht in einer HRW-Aussendung.

Die Formel 1 ist ein Geschäft. 900 Millionen Dollar Startprämie wurden für zehn GP-Jahre in dem Wüstenstaat ausgelobt. „Veränderung braucht Zeit“, sagte Formel-1-Geschäftsführer Stefano Domenicali, „und ich denke, dass die Formel 1 durchaus die Intensität besitzt, um Fortschritt sicherzustellen.“ Bei den Verkaufszahlen ist es unbestritten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.12.2021)

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