EM-Finale

EM-Chaos in London nur mit Glück ohne Tote

Der Bericht erhebt schwere Vorwürfe gegen Regierung, Polizei und Organisatoren.

London. Das von ticketlosen Fans herbeigeführte Chaos im Londoner Wembley-Stadion beim EM-Finale hätte tödlich ausgehen können. Zu diesem Schluss kommt eine unabhängige Untersuchung im Auftrag des englischen Fußballverbands (FA), deren Ergebnisse am Freitag veröffentlicht wurden. Auch die Regierung, die Polizei und die Organisatoren müssen sich schwere Vorwürfe gefallen lassen.

Demnach gab es eine Serie von Ereignissen vor und während des Spiels zwischen England und Italien am 11. Juli 2021 (2:3 nach Elfmeterschießen), die zu „erheblichen Verletzungen oder Tod“ hätten führen können. So hätte das Verhalten von alkoholisierten und teilweise unter Drogen stehenden Fans, die das Stadiongelände stürmten, beispielsweise den massenhaften Sturz auf Treppen, das Niedertrampeln von Menschen und das Zusammenbrechen von Hindernissen herbeiführen können, hieß es im Bericht.

Der Untersuchung zufolge hatten etwa 2000 Menschen ohne Tickets am Finaltag unrechtmäßig Zugang erlangt. Teilweise sprangen sie über Drehkreuze oder öffneten Brandschutztüren und Eingänge für Rollstuhlfahrer. Nur rund 400 konnten wieder entfernt werden.

Folgenreiche Versäumnisse

Insgesamt waren etwa 100.000 Menschen angereist, die den Zugangsweg zum Stadion in eine inoffizielle Fan-Zone verwandelten. Nur etwa 60.000 Menschen waren zugelassen. Der Druck auf das Stadion hätte nach Ansicht des Untersuchungskomitees durch offizielle Fan-Zonen gemindert werden können. Diese habe die Regierung trotz Bitten der Polizei wegen der Corona-Auflagen aber abgelehnt.

Der Polizei wird vorgeworfen, Anzeichen für das Gewaltpotenzial der Fans nicht richtig gedeutet zu haben. Mangelhafte Voraussicht habe zu einem „kollektiven Versagen“ der Beteiligten bei der Durchführung des Großevents geführt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.12.2021)

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