Während das Impfpflichtgesetz ausgearbeitet wird, wurde Omikron in Wien bestätigt. Contact Tracing wird dabei immer schwieriger.
Wien. Ab Februar soll in Österreich eine allgemeine Impfpflicht gelten. Wie diese ausgestaltet wird, ist jedoch noch offen. Denn auch der zweite Expertengipfel im Bundeskanzleramt, zu dem Verfassungsministerin Karoline Edtstadler (ÖVP) und Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) geladen hatten, blieb ohne inhaltliche Festlegungen – der Gesetzesentwurf soll jedoch über das Wochenende finalisiert werden und anschließend in eine vierwöchige Begutachtung gehen.
Anwesend waren bei den Expertengesprächen neben Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres auch Seniorenbund-Präsidentin Ingrid Korosec, Michael Svoboda, Präsident des Behindertenrats, sowie Vertreter der Österreichischen HochschülerInnenschaft (ÖH).
Vorgesehen ist die Impfpflicht für Personen ab 14 Jahren. Ärztekammerpräsident Szekeres kann dieses Alter „gut nachvollziehen“ – auch wenn er es aus medizinischer Sicht für sinnvoll erachtet, auch Kinder ab fünf Jahren zu impfen.
Strafen „sozial staffeln“
Verwaltungsstrafen für Verstöße gegen die Impfpflicht hält er ebenso für berechtigt, führt jedoch an, dass die Höhe der Strafe „sozial gestaffelt“ sein sollte. Zudem wünsche er sich die Impfpflicht speziell im Pflege- und Spitalsbereich bereits ab sofort. Aufgrund von Vorlaufzeiten rechnet er damit jedoch zeitgleich mit der allgemeinen Pflicht im Februar.
„Allerdings würde ich mir wünschen, dass wir uns alle früher impfen lassen“, hält er fest. Mehr als sechs Millionen Menschen in Österreich können derzeit ein gültiges Impfzertifikat vorweisen. Erststiche waren von den 109.574 Impfungen am Donnerstag jedoch lediglich 8,98 Prozent – der Großteil der Impfungen sind derzeit Drittstiche (74,55 Prozent).
Die höchste Impfrate weist mit 73,4 Prozent das Burgenland (vor Niederösterreich und Steiermark) auf, Oberösterreich bildet mit 62,7 Prozent (immer noch) das Schlusslicht. Szekeres sprach sich dafür aus, in den nächsten zwei Wochen „Gas zu geben“.
Sara Velić aus dem Vorsitzteam der ÖH spricht sich als „letzten Ausweg“ für die Impfpflicht aus. Sie bemängelt fehlende Informationskampagnen, für den Gesetzesentwurf erwartet sie sich Informationen zu Ausnahmeregelungen, etwa, wie mit Austauschstudenten umgegangen wird.
27,5 Prozent der Fälle geklärt
Szekeres hofft zuletzt, dass sich die derzeitige Umbildung der Regierung nicht auf die Coronapolitik auswirkt. Denn während sich die ÖVP neu ausrichtet und Rahmenbedingungen für die Impfpflicht diskutiert werden, wurde in Wien der erste Fall der Omikron-Coronavariante (B.1.1529) bestätigt. Acht weitere Verdachtsfälle stehen im Raum.
Bei den Betroffenen handelt es sich laut Sonja Vicht, Sprecherin des Gesundheitsdienstes (MA 15), um Rückkehrer aus dem südlichen Afrika, bei der Heimreise sollen sie Zwischenstopps in Mosambik oder Simbabwe eingelegt haben. Derzeit befinden sich die Betroffenen mit milden Krankheitsverläufen in Quarantäne. Ihre Tests werden sequenziert, um festzustellen, ob es sich um die Omikron-Variante handelt, die Österreichische Agentur für Ernährungssicherheit (Ages) kümmert sich zudem um das Contact Tracing.
Dies gestaltet sich in vergangener Zeit, unabhängig von der Variante, schwierig. Die Ages stellte fest, dass sich immer weniger Infektionen nachverfolgen lassen. So wurde in der vergangenen Woche in Österreich (ohne Wien) mit 27,5 Prozent ein Tiefstand an geklärten Corona-Infektionen erreicht, im Oktober waren es noch mehr als die Hälfte. Für zielgerichtetes Contact Tracing sei laut Ages aber eine Erfolgsquote zwischen zumindest 60 und 70 Prozent wünschenswert.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.12.2021)