Uiguren werden in China lückenlos überwacht – etwa indem man Spitzel in Familien einschleust – und wegen kleinster „Vergehen“ in Straflager deportiert. Im Interview erzählt der in London lebende uigurische Dichter Aziz Isa Elkun vom Versuch, ein Volk auszulöschen.
Die Kindheit des uigurischen Dichters Aziz Isa Elkun war geprägt von Hunger und vom Terror der Roten Garden während Maos Kulturrevolution, seine Jugend von seinem Kampf gegen die Kommunistische Partei. 1985 pinnte er als Oberschüler eine Protestnote an die Tür des Schulleiters. Vier Jahre später sympathisierte er mit der demokratischen Studentenbewegung, die den Tian'anmen-Platz besetzte. Nach seinem Studium der chinesischen und russischen Sprache bekam er zwar eine Stelle in der öffentlichen Verwaltung der Stadt Aksu – doch bereits sechs Monate später wurde er entlassen und ein internes Verfahren der Kommunistischen Partei gegen ihn eingeleitet.
Aziz Isa Elkun entkam 1999 nach Kirgisistan, verbrachte Monate in der Türkei, Frankreich und Deutschland, bis er politisches Asyl in Großbritannien erhielt. Heute forscht er an der School of Oriental and African Studies der University of London, veröffentlicht neben wissenschaftlichen Studien auch Gedichte und Essays auf Uigurisch und Englisch und ist Direktor des uigurischen PEN in London.