Interview

In China dürfen Uiguren nicht trauern

Aziz Isa Elkun gelang 1999 die Flucht aus China. Viele seiner Freunde sind seither in Lager deportiert worden oder verschwunden.
Aziz Isa Elkun gelang 1999 die Flucht aus China. Viele seiner Freunde sind seither in Lager deportiert worden oder verschwunden.Carolina M. Frank
  • Drucken

Uiguren werden in China lückenlos überwacht – etwa indem man Spitzel in Familien einschleust – und wegen kleinster „Vergehen“ in Straflager deportiert. Im Interview erzählt der in London lebende uigurische Dichter Aziz Isa Elkun vom Versuch, ein Volk auszulöschen.

Die Kindheit des uigurischen Dichters Aziz Isa Elkun war geprägt von Hunger und vom Terror der Roten Garden während Maos Kulturrevolution, seine Jugend von seinem Kampf gegen die Kommunistische Partei. 1985 pinnte er als Oberschüler eine Protestnote an die Tür des Schulleiters. Vier Jahre später sympathisierte er mit der demokratischen Studentenbewegung, die den Tian'anmen-Platz besetzte. Nach seinem Studium der chinesischen und russischen Sprache bekam er zwar eine Stelle in der öffentlichen Verwaltung der Stadt Aksu – doch bereits sechs Monate später wurde er entlassen und ein internes Verfahren der Kommunistischen Partei gegen ihn eingeleitet.

Aziz Isa Elkun entkam 1999 nach Kirgisistan, verbrachte Monate in der Türkei, Frankreich und Deutschland, bis er politisches Asyl in Großbritannien erhielt. Heute forscht er an der School of Oriental and African Studies der University of London, veröffentlicht neben wissenschaftlichen Studien auch Gedichte und Essays auf Uigurisch und Englisch und ist Direktor des uigurischen PEN in London.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Archivbild aus Kashgar in der autonomen Region Xinjiang, wo die muslimische Volksgruppe der Uiguren mehr und mehr von China unter Druck gerät.
Uiguren

China und UNO streiten um möglichen Besuch in Xinjiang

China spricht regelmäßig Einladungen aus, die UNO oder westliche Diplomaten dürften gerne in die Uiguren-Region kommen. Doch es herrscht ein Tauziehen um die Umstände bzw. die Bewegungsfreiheit der Besucher.
Archivbild aus dem Medienzentrum der 4. Internationalen Import Expo CIIE in Shanghai.
Umfrage

Auslandskorrespondenten in China beklagen "nie da gewesene Hürden"

Der Club der Auslandskorrespondenten beklagt vermehrt Visaverweigerungen, Überwachung und Einschüchterung der Arbeit von Journalisten in China.
Interview

„Es ist traurig, dass sich Österreich China so unterwirft“

Der tibetische Filmemacher Dhondup Wangchen war jahrelang in chinesischer Haft. Er kritisiert, dass Wien sich nicht am diplomatischen Boykott der Olympischen Spiele in Peking beteiligt.
Menschenrechtsverletzungen

Unabhängiges Tribunal wirft China Völkermord an Uiguren vor

Ein Tribunal in London wirft Peking vor, „einen erheblichen Teil der Uiguren“ in Xinjiang auslöschen zu wollen. Chinesische Diplomaten bezeichnen die Vorwürfe als Lüge.
Sayragul Sauytbay gelang die Flucht aus einem chinesischen Umerziehungslager in Xinjiang. Dort leistete sie als Ausbilderin Zwangsarbeit.
Xinjiang

Was hinter den Mauern von Chinas Umerziehungslagern geschieht

Was ist der Preis dafür, das Schweigen über die Menschenrechtsverletzungen Chinas an den Uiguren und anderen muslimischen Minderheiten zu brechen? Die Kasachin Sayragul Sauytbay weiß es. Und auch, was in den chinesischen Umerziehungslagern in der Provinz Xinjiang vor sich geht. Sie war selbst in einem inhaftiert.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.