Literatur

Muse, Mutter, Managerin

Anna Magdalena Bach lebte mit ihrem Mann in einer vielseitig künstlerischen Beziehung.

Vor 300 Jahren, am 3. Dezember 1721, schloss der verwitwete Köthener Hofkapellmeister Johann Sebastian Bach die Ehe mit der um 16 Jahre jüngeren Hofsängerin Anna Magdalena Wilcke. Die Trauung fand „in Hause“ statt, war also eine von einem Priester geleitete Zeremonie im privaten Rahmen. Anna Magdalena, Tochter einer Musikerdynastie, trat mit der Heirat in den gesellschaftlichen Status ihres Mannes ein und war fortan die „Frau Capellmeisterin“ – ein höfischer Titel, den sie auf Lebenszeit behielt.

„Die Frau Capellmeisterin“ hat der Leipziger Musiker und Musikwissenschaftler Eberhard Spree sein Buch genannt, in dem die Persönlichkeit Anna Magdalena Bachs auf komplexe Weise lebendig wird: als Frau ihrer Zeit, ihrem gesellschaftlichen Rang verhaftet und als Teil einer einzigartigen künstlerischen Partnerschaft. Spree erweist sich als beschlagener Führer durch die Lebensrealität des frühen 18. Jahrhunderts und macht uns nicht zuletzt mit dem damaligen Sprachgebrauch vertraut. Über die Stellung der Frau in der barocken Gesellschaftsordnung tritt dabei Erstaunliches zutage. Das Ehepaar bildete eine Erwerbsgemeinschaft, als „Haus-Mutter“ besaß die Ehefrau Entscheidungsgewalt in wirtschaftlichen Fragen und war als Autorität respektiert.

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