Höhere Produktionskosten und ein wachsender Konsum verteuerten auch die Preise von Konsumgütern (Archivbild).
Inflation

Die Geldvernichtung läuft - Österreicher verlieren heuer 8,5 Milliarden Euro

Die von der Erholung der Wirtschaft und Rohstoffverknappung getriebene Preissteigerung trifft österreichische Sparer ins Mark. Sie verlieren heuer rund 8,5 Milliarden Euro Kaufkraft. Das Drama ist damit aber noch nicht zu Ende.

Null- bzw. Negativzinsen gepaart mit steigenden Preisen: dass dieser Cocktail Gift für das mühsam über Jahre ersparte Geld ist – egal, ob es am Sparbuch, am Konto oder unter dem Kopfpolster gehortet wird –, predigen Finanzexperten seit Jahren. Seit einigen Monaten explodiert die Inflation förmlich – im November lag sie in Österreich bei 4,3 Prozent, in Deutschland bei 5,2 Prozent, beides ein 30-Jahres-Hoch. Der schwache Gegenwind ist zu einem Orkan angewachsen, die Sparer stehen mittendrin.

Vielen Menschen ist aber nach wie vor nicht bewusst, welche Dimension die Geldvernichtung erreicht hat. Die Zahlen sprechen jedoch für sich. Laut Oesterreichischer Nationalbank verfügten die Österreicher per Ende Juni über 27 Mrd. Euro an Bargeld, 193 Mrd. Euro an täglich fälligen Einlagen sowie 95 Mrd. an sonstigen Einlagen. Dieses liquide Privatvermögen von 315 Milliarden liegt unverzinst herum. Bei einer Jahresinflation von 2,8 Prozent, wie es das Wifo für 2021 prognostiziert, ergibt das einen negativen Realzins von 2,7 Prozent. Die Folge ist ein Kaufkraftverlust von 8,5 Milliarden Euro.

Das Drama ist damit aber noch nicht zu Ende.

Die Experten sind zwar, was die weitere Preisentwicklung betrifft, uneins. Faktum ist aber, dass sich der Inflationsschub nicht über Nacht wieder beruhigen dürfte. Bei einer Rate von 3,1 Prozent (Wifo-Schätzung) würde der Kaufkraftverlust im nächsten Jahr auf 9,5 Milliarden Euro steigen. Wem das noch immer zu abstrakt ist, für den hat Martin Kwauka vom Finanzjournalistenforum ein Gedankenspiel parat: „Was würden Sie tun, wenn Ihnen jemand von Ihrem Sparguthaben alljährlich rund drei Prozent wegnimmt?“

Sich ärgern, resignieren oder Alternativen suchen? Die Antwort muss jeder selbst geben, von der pandemiegetriebenen und -bestimmten Wirtschaftspolitik dürfe man vorerst keine Konzepte erwarten, meint der Obmann der Fachgruppe Finanzdienstleister der WKO, Eric Samuiloff.
Jahrelang lief es für Sparer relativ gut. Die Zinsen fielen zwar sukzessive gegen null, aber die Inflation war kein Thema, die Raten lagen weit unter der von der Europäischen Zentralbank und der US-Notenbank Fed anvisierten Zwei-Prozent-Marke. Das Geld am Sparbuch wurde nicht mehr, aber auch nicht viel weniger. Was hat die Trendumkehr ausgelöst?

Mehrere Faktoren spielten zusammen: Zusätzlich zu den Zinssenkungen, mit denen die Notenbanken die Inflation auf das von ihnen gewünschte Niveau bringen und so für Finanzstabilität sorgen wollten, warfen sie ihre Gelddruckmaschinen an. Die lockere Geldpolitik und die gigantischen Anleihenankaufprogramme, die wegen der Pandemie verlängert wurden, stabilisierten die Wirtschaft. Zuletzt zogen die Volkswirtschaften im Euroraum sowie jene der USA und Chinas an. Das löste eine höhere Nachfrage der Industrie nach Rohstoffen aus, vor allem nach Öl und Gas, was die Energiepreise anschob.

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