Mit Federn, Haut und Haar

Es bleibt dabei: Das Verbrennen von Holz ist nicht klimaneutral!

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Alte, funktionstüchtige Baumbestände samt Totholz und intakte Böden binden optimal CO2. Intensive Holznutzung dagegen reduziert die Kapazität der Wälder als CO2-Senken.

Noch nie gab es auf eine meiner Kolumnen mehr Reaktionen als auf die zur Klimarelevanz des Verbrennens von Holz: Zustimmung und Ablehnung hielten sich die Waage. Es gab sogar Stellungnahmen führender Agenturen der Biomasseenergiewirtschaft und des Umweltbundesamtes! Offenbar stach der ökologisch gesinnte Biologe ins Wespennest einer sehr erfolgreichen Holzindustrie. Tatsächlich zählt Österreich zu den größten Rundholzimporteuren der Welt. Dass die Abfälle aus der Holzverarbeitung statt Öl oder Gas verbrannt werden, ist an sich zu begrüßen. Dabei bleibt es aber nicht. Jedenfalls: Mein Mail-Eingang hat geglüht – herzlichen Dank an alle, ich habe viel gelernt. Diese Diskussionen bestärkten mich in meiner Überzeugung, dass wir mit dem Verfeuern der europäischen Wälder als Alternative zu den fossilen Brennstoffen auf dem Holzweg sind. Das ist nicht klimaneutral und die Wälder können dadurch ihre überlebenswichtigen „Ökosystemservices“ im Bereich CO2-Bindung und Biodiversität nur unzureichend erfüllen. Für diese Funktionen werden etwa 70 Prozent der Wälder nicht naturnah genug bewirtschaftet, sie werden „übernutzt“, obwohl weniger Holz verwendet wird als nachwächst. Die Entwicklung in Österreich läuft allerdings positiv, weil sich immer mehr Waldbesitzer – einschließlich Bundesforste – redlich mühen, Ökologie und Ökonomie unter einen Hut zu bekommen.

Pierre L. Ibisch, der „Papst“ der ökologischen Waldwirtschaft in Deutschland und seine Mitarbeiter fassten 2020 die Argumente zur Funktion der Wälder als Kohlenstoffspeicher zusammen – und warum Holzverbrennung nicht klimaneutral ist. Ich sende Ihnen diese Expertise auf Anfrage gern per E-Mail zu. Die Autoren zeigen, dass alte, funktionstüchtige Baumbestände samt Totholz und intakten Böden CO2 optimal binden. Zu intensive Holznutzung dagegen reduziert die Kapazität der Wälder als CO2-Senken. Die Kombination von lebendem und totem Holz plus Nachwachsen-Lassen wäre kurzfristig die effektivste Form des Klimaschutzes durch Wald. Ferner betonen die Autoren, dass Holzverbrennung nicht klimaneutral ist, weil sie kurzfristig zum Treibhausgaseffekt beiträgt – wegen der im Vergleich zu Öl oder Gas hohen CO2-Emissionen, wegen der langen Verweildauer von CO2 in der Atmosphäre, wegen der weltweit schwindenden Wälder und des Einsatzes erheblicher Mengen fossiler Energie bei der Holzbringung, -verarbeitung und dem Ferntransport (etc.).

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