"Lüge" und "Fake News"

FPÖ-Abgeordnete Belakowitsch sorgt mit Impfschaden-Sager für Aufregung

Die FPÖ-Abgeordnete Dagmar Belakowitsch sorgt für Aufsehen.
Die FPÖ-Abgeordnete Dagmar Belakowitsch sorgt für Aufsehen.(c) APA (Hans Punz)
  • Drucken

„Nicht die bösen Ungeimpften“ würden die Spitäler füllen, sagte die FPÖ-Abgeordnete bei einer Corona-Demo am Samstag, wie auf Videos zu sehen ist. „Oh nein, das sind ganz ganz viele Geimpfte, die aufgrund eines Impfschadens behandelt werden müssen.“

Die Ärztekammer hat die Aussagen der FPÖ-Abgeordneten Dagmar Belakowitsch, wonach die Spitäler nicht mit Corona-Kranken, sondern mit Impfgeschädigten gefüllt seien, aufs Schärfste zurückgewiesen. Diese Behauptung widerspreche allen wissenschaftlichen Evidenzen. Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres empfahl, dass man sich Informationen über die Lage in den Spitälern bei den Ärzten und Pflegern vor Ort holte und nicht „Fake News aus dem Netz" aufsitze.

Belakowitsch hatte bei der Corona-Demo am Samstag in Wien - wie auf Social-Media-Videos zu sehen ist - behauptet, es seien "nicht die bösen Ungeimpften", die die Spitäler füllen. "Oh nein, das sind ganz ganz viele Geimpfte, die aufgrund eines Impfschadens behandelt werden müssen."

In der Diskussionssendung "Im Zentrum" reagierten alle anderen Parteien empört. Salzburgs FPÖ-Chefin Marlene Svazek wollte dazu nichts sagen, derartiges würde man in der FPÖ nicht in einer ORF-Sendung, sondern parteiintern debattieren.

1360 Personen nach Impfung im Spital behandelt

Belakowitschs Aussage steht im Widerspruch zum jüngsten Report des Bundesamts für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) zu vermuteten Nebenwirkungen der Corona-Impfstoffe. Seit dem Start der Covid-Impfungen sind demnach in Österreich 1360 Personen in zeitlicher Nähe zu ihrer Impfung im Krankenhaus behandelt worden bzw. hat sich ein Spitalsaufenthalt deshalb verlängert. Demgegenüber stehen laut Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) über 61.500 Hospitalisierungen von Covid-Kranken seit Pandemiebeginn bis Ende September.

Dabei mussten manche Covid-19-Patientinnen und -Patienten mehrfach im Spital behandelt werden. Die 61.570 stationären Krankenhausaufenthalte bis Ende September betrafen 52.767 Personen. Davon wurden 9.207 Schwerstkranke auf Intensivstationen gepflegt. Seit Oktober kamen bei hohen Infektionszahlen der vierten Welle weitere Spitalspatienten hinzu.

270 Anträge nach Impfschadengesetz

Das Impfschadengesetz regelt in Österreich Entschädigungen bei Dauerfolgen oder Nebenwirkungen im Sinne einer schweren Körperverletzung (Paragraf 84 Abs. 1 StGB) durch eine Impfung. Laut APA-Nachfrage beim Gesundheitsministerium vom Montag gab es bis 27. November 270 Anträge nach dem Impfschadengesetz nach einer Covid-19-Impfung.

Drei Fälle wurden bis dahin abgewiesen, ein Antrag wurde zurückgezogen, die restlichen Verfahren seien noch offen. Rund 14,5 Millionen Impfungen wurden bisher in Österreich verabreicht.

Für Schnedlitz „künstliche Aufregung“ 

Belakowitschs Parteikollege, der FPÖ-Generalsekretär Michael Schnedlitz ortete am Montag eine "von der Regierung und der ihr ergebenen Opposition künstlich erzeugte Aufregung", um von ihrer "kolossalen Impfzwang-Lüge abzulenken".

Impf-Nebenwirkungen würden vertuscht werden, meinte Schnedlitz sinngemäß und sprach sogar von einer "enormen Dunkelziffer". "Bald wird schon jeder jemanden kennen, der unter einer Impf-Nebenwirkung leidet", so Schnedlitz.

Die anderen Parteien zeigen sich fassungslos

ÖVP-Klubobmann August Wöginger, Grünen-Klubchefin Sigrid Maurer, SPÖ-Vizeklubchef Jörg Leichtfried und Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger zeigten sich in der ORF-Diskussionssendung „Im Zentrum“ über den Auftritt von Belakowitsch aber fassungslos. Mit einer Partei, die bereit sei, offen zu lügen, sei es schwer zusammenzuarbeiten, "aber unsere Hand ist ausgestreckt", sagte Maurer.

Wöginger und Leichtfried erinnerten auch daran, dass FPÖ-Chef Herbert Kickl ein Entwurmungsmittel gegen Corona empfohlen und damit die Gesundheit von Menschen gefährdet habe.

Belakowitsch ist FPÖ-Gesundheitssprecherin und Medizinerin. Sie habe allerdings nie als Ärztin gearbeitet und sei nie im Ärzteregister aufgelistet, weswegen die Ärztekammer rechtlich nichts gegen sie tun kann.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Die Aufregung um Belakowitsch sei eine Ablenkung von den „chronischen Lügen der Regierung“, so die FPÖ.
"Impfschaden-Sager"

Belakowitsch bei Nationalratswahl fälschlicherweise als „Ärztin“ geführt

Bei einer Corona-Demo am Samstag sorgte die FPÖ-Abgeordnete Dagmar Belakowitsch mit ihrem „Impfschaden-Sager“ für Aufregung. Bei der Nationalratswahl 2013 wurde sie als „Ärztin" geführt, obwohl sie nie selbst praktiziert hat.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.