Ein nordisches Wochenende in Rot-weiß-rot

APA/AFP/JANEK SKARZYNSKI
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Drei Skisprung-Siege, drei Kombi-Podestränge und ein einziger Ungeimpfter - Sportchef Mario Stecher zieht Erfolgsbilanz.

Nach einem überaus erfolgreichen Wochenende können Österreichs Nordische Sportler aus den Sparten Skispringen und Nordische Kombination mit gestärktem Selbstvertrauen in die weitere Olympia-Saison blicken. Auch der zuständige Sportliche Leiter im ÖSV, Mario Stecher, hat die Ereignisse mit drei Siegen im Skispringen und drei Podestplätzen in der Kombination mit viel Freude beobachtet.

"Das war wirklich ein super Wochenende", bilanzierte Stecher. "Man hat bei einem Jan Hörl oder dem einen oder anderen in der Mannschaft gesehen: man gibt sich nicht mehr zufrieden mit einem guten Sprung. Da war so ein unbändiger Wille da, es zweimal runterzukriegen", erklärte der ehemalige Spitzensportler. Die Springer-Mannschaft habe in Wisla natürlich auch glücklich den Sieg erringen können. Wohl auch ein bisschen ein Auslöser für den Einzelbewerb. "Ich glaube schon, dass Hörli dann gesehen hat, okay ich kriege zwei gleichwertige Sprünge runter. Schön zu beobachten, dass er da wirklich ein Schritt vorwärtsgegangen ist."

Das neue Siegergesicht bei den rot-weiß-roten Skisprung-Männern, das erste seit Michael Hayböck vor fast fünf Jahren neben Stefan Kraft, tut dem Team umgekehrt auch gut. "Hörl ist halt auch ein Typ mit Ecken und Kanten, ein lässiger Typ, der den Skisprung-Star wieder richtig gut verkörpert. Mich freut es ganz besonders für ihn, weil er hart dran gearbeitet hat."

Hart und akribisch gearbeitet hat auch Sara Marita Kramer. "Sie überlässt nichts dem Zufall. Auch sie war nicht zufrieden mit der letzten Saison. Sie möchte gewinnen, Medaillen gewinnen und hat sich da enorm weiterentwickelt."

Dem zweifachen Team-Kombinations-Olympiasieger und -Weltmeister Stecher, der im Februar 2015 seine Karriere beendet hat, liegen freilich die Kombinierer besonders am Herzen. Und auch da durfte er sich über zwei Podestplätze von Johannes Lamparter sowie dem ersten Stockerlplatz einer österreichischen Kombiniererin in Gestalt von Lisa Hirner (3.) freuen.

Besonders Doppel-Weltmeister Lamparter zeigt nach seiner Durchbruch-Saison schon wieder konstante Spitzenleistungen. "Es ist ein unglaublich hohes Niveau, was er in den jungen Jahren bringt", sagte Stecher über den erst 20-jährigen Tiroler. Kombi-Superstar Jarl-Magnus Riiber aus Norwegen sieht da echte Konkurrenz heranwachsen. "Er ist derjenige, vor dem Riiber wirklich Respekt hat. Er schaut ständig auf den 'Buam'."

Was noch den Unterschied zum norwegischen Weltcup-Dominator der vergangenen Jahre ausmacht? "Bei Johannes ist im Augenblick die Konstanz im Skispringen noch nicht ganz so da wie bei Riiber. Aber sie sind auf einem sehr ähnlichen Niveau." Gut für Lamparter ist, dass er als sehr guter Skispringer von Jugend auf gewohnt war, selbst in der Loipe Tempo zu machen, analysiert Stecher.

Immer und überall begleitet werden auch die nordischen Sportler von der Covid-19-Pandemie, zuletzt musste der übrigens geimpfte Franz-Josef Rehrl passen. Wie es in Stechers Sparten mit den Impfungen aussieht, verriet Stecher der APA. "Im Skisprung sind wir durchgeimpft, nur in den untersten Trainingsgruppen gibt es einen, sonst ausnahmslos. Bei den Kombinierern ist einer (Ungeimpfter, Anm.) dabei."

Alle bisher versuchte Überzeugungsarbeit Stechers hat bei dem Sportler nicht gefruchtet, berichtet der gebürtige Eisenerzer. Dass der Mann damit für Olympia kein Thema sein wird, scheint klar. "Er hat nicht schlechtere Karten, sondern er hat gar keine Karten." Denn eine Quarantäne werde es wegen nötiger Formüberprüfungen "nicht spielen", zudem sei kein Training möglich.

Wie Stecher dazu steht, ließ er klar durchblicken. "Wenn man mich fragt, ist es unverständlich: das Größte im Leben eines Sportlers ist Olympia." Dennoch müsse man den eigenen Willen respektieren. Im Team der ÖSV-Kombinierer macht das aber keine schlechte Stimmung, versichert der insgesamt zwölffache Weltcupsieger. "Definitiv nicht, das sind Freunde, die 250 Tage im Jahr aufeinanderpicken." Damit werde respektvoll umgegangen.

Dass es vielleicht im Kampf um möglicher olympischer Team-Medaillen ein großes Manko ist, verhehlt Stecher nicht. "Natürlich ist es nicht unproblematisch, aber der ÖSV hat nicht das Recht, einen Menschen zu einer Impfung zu zwingen. Goutieren tue ich es nicht."

Apropos Olympia: Die bisherige Saison lässt für Peking vorerst einmal nur verhaltenen Optimismus beim ÖSV-Funktionär aufkommen. "Ich bin auch Realist genug, dass man es nicht als Maßstab hernehmen darf, aber es ist eine gute Injektion für das Selbstvertrauen. Bei Sara und Johannes brauchen wir nicht reden, die wissen genau, sie können jederzeit um den Sieg und das Podium mitspringen. Beim Krafti wissen wir das auch", meinte Stecher.

(APA)

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