Literatur

Karl-Markus Gauß erhält Buchpreis für Europäische Verständigung

Brillanter Stilist und humanistischer Intellektueller: der Salzburger Karl-Markus Gauß (67).
Brillanter Stilist und humanistischer Intellektueller: der Salzburger Karl-Markus Gauß (67).(c) imago stock&people (imago stock&people)
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Der österreichische Schriftsteller wird in Leipzig ausgezeichnet. Auch Österreichs Übersetzer-Staatspreise wurden vergeben.

Es war nicht überraschend, sondern längst überfällig: Welcher Schriftsteller könnte diese deutsche Auszeichnung mehr verdienen als der Österreicher Karl-Markus Gauß? Menschen, die sich in Buchform um das gegenseitige Verständnis in Europa, vor allem Mittel- und Osteuropa, verdient gemacht haben: Sie sind es, die mit dem Leipziger Buchpreis für Europäische Verständigung (Preisgeld: 20.000 Euro) ausgezeichnet werden.

Bei Gauß sind es unzählige Bücher, gefüllt vor allem mit Essays und Reisereportagen, wie etwa „Die Vernichtung Mitteleuropas“, „Die sterbenden Europäer“ oder „Die Hundeesser von Svinia“. Was seine Bücher so besonders macht, ist die rare Verbindung aus Beobachtungsgabe, stilistischer Brillanz, scharfem Intellekt und einem tief humanistischen Drang zum Bewahren des Kleinen, Verschwindenden – vor allem in Bezug auf den mitteleuropäischen Kulturraum.

Das hat auch mit seiner Herkunft zu tun. Karl-Markus Gauß stammt aus einer bildungs- und kulturbewussten Familie von Donauschwaben. Sein Vater, der Verleger und Volkskundler Adalbert Karl Gauß, wurde im ungarischen Teil der Monarchie geboren, studierte im bosnischen Travik und in Zagreb, kam 1945 nach Österreich. Sein Sohn war einerseits äußerst sesshaft: Er lebt nach wie vor in seiner Geburtsstadt Salzburg als Herausgeber der Zeitschrift „Literatur und Kritik“. Andererseits reiste er unermüdlich und machte seine gesammelten Erfahrungen literarisch fruchtbar. Zuletzt erschien 2020 „Die unaufhörliche Wanderung“. Im Februar bringt sein Stammverlag Zsolnay das Journal „Die Jahreszeiten der Ewigkeit“ heraus. Gauß leiste „die Arbeit eines Sisyphos“, so die Jury. Er nehme die kulturellen Verluste (besonders in Südosteuropa) wahr „und hält ihnen den historisch angehäuften tatsächlichen Reichtum entgegen“. Dabei meide er jedes besserwisserische Pathos.

Übersetzerpreise an Strobel, Adamik

Ein Preis für die Förderung gegenseitigen Verständnisses ist im Grunde auch der Österreichische Staatspreis für literarische Übersetzung. Er geht heuer, wie ebenfalls am Montag bekannt wurde, an Bernhard Strobel (Übersetzungen vom Norwegischen ins Deutsche) und Lajos Adamik (aus dem Deutschen ins Ungarische).

(sim)

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