Wieder wird über den vor 87 Jahren von Nazis getöteten Kanzler Dollfuß gestritten. Es wäre Zeit, ihn Historikern zu überlassen.
Einmal bin ich dort gewesen. Als Mitglied einer Art Delegation des Wien-Museums war das. Es ging darum, geeignete Objekte für eine Ausstellung zu finden. Jeder Kollege, der nur irgendwie damit zu tun hatte, wollte dieses anrüchige Museum sehen und die Expedition hinaus ins tiefschwarze Land wagen. Es war ein trister Märztag, schmutziggrauer Schnee lag an den Straßenrändern. Es regnete leicht.Gastkommentare und Beiträge von externen Autoren müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen.
Dollfuß' Geburtshaus liegt ein wenig oberhalb des Ortes. Ein ärmliches Kleinhäuslerhaus, man duckt sich unwillkürlich beim Eintreten. Ich komme selbst vom Dorf, ich gestehe, der Anblick rührte mich. Ein freundlicher Herr im grauen Trachtensakko präsentierte uns die Sammlung, besser gesagt: das Sammelsurium. Aber es bot uns, was wir suchten. Einige wichtige Exponate in der Großausstellung „Kampf um die Stadt“ stammten aus dem Dollfuß-Museum. Freundlich und unbürokratisch hat man sie zur Verfügung gestellt.
Zweifellos bedarf dieses kleine Museum dringend einer Überarbeitung, einer ziemlich großen sogar. Die Gedenktafel rechts der Eingangstür („Gewidmet dem großen Bundeskanzler und Erneuerer Österreichs“) ist ein Relikt aus der Zeit des mittlerweile längst verblassten Dollfuß-Mythos im christlich-sozialen Lager.