Festival-Unglück

Erstes Interview: Travis Scott negiert Verantwortung für Astroworld-Todesfälle

Rapper Travis Scott (Archivbild)
Rapper Travis Scott (Archivbild)(c) APA/AFP/SUZANNE CORDEIRO
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Zehn Menschen kamen beim Festival-Unglück im texanischen Houston während des Auftritts von Travis Scott ums Leben. Nach mehreren Klagen weist der Rapper jegliche Verantwortung von sich. Nun gibt er erstmals ein Interview.

Die Tragödie am Astroworld-Festival in Texas Anfang November kostete zehn Menschen das Leben, darunter auch einige Minderjährige. 140 Klagen wurden seitdem eingereicht. Zahlreiche davon gegen den Rapper Travis Scott, der während des Unglücks auf der Bühne performte. Ihm und anderen Angeklagten, dem Veranstalter etwa, wird Fahrlässigkeit vorgeworfen. Und die Anschuldigung erhoben, von der Fortführung des Konzerts, trotz Problemen bei der Kontrolle der Menschenmenge, profitiert zu haben. Scott selbst bestreitet die Vorwürfe.

In Gerichtsdokumenten zu sechs der Klagen, die dem US-amerikanischen Nachrichtensender CNN vorliegen, beantragten Scotts Anwälte die Abweisung der Klagen und das Verbot, sie erneut zu erheben. „Die Angeklagten streiten die Vorwürfe generell ab“, heißt es darin, ohne auf einzelne Punkte einzugehen. Angehörige der Verstorbenen bezeichnen das Vorgehen als „beschämend“. Dem Rapper wird vorgehalten, sich nur vorgeblich via sozialer Netzwerke mit den Ursachen der Todesfälle zu beschäftigen, indem er öffentlich seine Trauer kundtut. Gleichzeitig bezahlt er aber Anwälte, um alles schnell und einfach über die Bühne zu bringen.

Nicht mehr als symbolische Hilfe

Kurz nach dem Vorfall veröffentlichte Scott eine Videobotschaft, in der er sagte, er sei „einfach nur am Boden zerstört“. Danach bot er an, die Kosten der Beerdigung der Opfer zu übernehmen. Angehörige und Anwälte bezeichnen dies als rein „symbolische Hilfe“. Ihnen würde mehr zustehen. Mehrere Familien, darunter die des jüngsten Verstorbenen Ezra Blount, sollen das Angebot des Rappers abgelehnt haben. Blount war neun Jahre alt.

Entlang des Zauns, am Festivalgelände in Houston, haben Trauernde Erinnerungen an die Opfer hinterlassen.
Entlang des Zauns, am Festivalgelände in Houston, haben Trauernde Erinnerungen an die Opfer hinterlassen. (c) REUTERS (Callaghan O´Hare)

Erstes Interview

Am Donnerstag veröffentlichte der US-amerikanische Radio- und Fernsehmoderator Charlamagne tha God auf seinem Youtube-Kanal ein Gespräch mit Travis Scott, in dem der Rapper erstmals über das Festival-Unglück spricht. Er beteuert, nichts von der Panik und den Vorfällen mitbekommen zu haben. Musik, Lichter und Pyro sollen es ihm unmöglich gemacht haben, das Geschehen zu erkennen. Kritik an seiner Video-Entschuldigung via Social-Media rechtfertigt Scott so: „Ich hatte zu jenem Zeitpunkt keinen Überblick oder vollständige Informationen gehabt.“ Ihm ging es darum, sich den Fans, die er selbst als „Familie“ bezeichnet, mitzuteilen.

Scott ist für seine wilden, anarchischen Konzerte bekannt. Das kann man auch in seiner Netflix-Doku „Travis Scott: Look Mom I Can Fly“ einsehen. „Raging“ heißt es, wenn das Publikum dabei „ausrastet". Als Ursache für die Tragödie sieht der Rapper das allerdings nicht. Es gehe hierbei um Liebe, Spaß und Energie, so der Rapper im Interview. Auch dass seine Musik etwas mit der Tragödie zu tun haben soll, wies Scott von sich.

Verpfuschte Planung

Offensichtlich hat es am Festival an Sicherheitskonzepten gefehlt. Für die Organisation des Rundherums sei Scott als künstlerischer Akt ebenfalls nicht verantwortlich. Er wolle jedoch herausfinden, was genau geschehen ist. Auch wolle er dafür sorgen, dass so etwas kein zweites Mal vorkommt. Nach mehr als 40 Minuten Gespräch fragt Charlamagne Tha God, ob sich Sott denn selbst vergeben könne. Kurze Stille. „Das ist hart. Das ist verdammt hart.“ 

(evdin)

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