Ein Pferd der Tochter des Aufsichtsratschefs. Es wird in der Spanischen Hofreitschule untergebracht und für Vorführungen ausgebildet. Und die Untersuchung der Angelegenheit folgt ganz eigenen Regeln.
Bei österreichischen Kulturgütern geht es meist recht emotional zu. Das ist beim nunmehr insolventen Erzeuger der Mirabell-Mozartkugeln so, und erst recht bei den Lipizzanern. In der Spanischen Hofreitschule geht es jedenfalls seit einigen Wochen rund. Im Zentrum der turbulenten Ereignisse: Aufsichtsratspräsident Johann Marihart. Beziehungsweise das Pferd seiner Tochter, das in den exklusiven Stallungen Unterschlupf bekommen hat. Und wie so oft in hochsensiblen Fällen steht Aussage gegen Aussage. Die zuständige ÖVP-Landwirtschaftsministerin,Elisabeth Köstinger, zog also die Reißleine – und verlangte eine „rasche und umfassende“ Klärung der Angelegenheit. Nun, das Thema „rasch“ konnte erfolgreich abgehakt werden, der Bericht wurde nach rund einer Woche fertiggestellt. Aber handelt es sich auch um eine umfassende Klärung?
Gut, die Sache ist auch denkbar delikat, vor allem eingedenk jener Person, gegen die sich die Vorwürfe richten: Johann Marihart war jahrzehntelang Chef der zu Raiffeisen gehörenden Agrana. Nicht gerade feindliches Territorium für die Landwirtschaftsministerin.